In Köln hat am frühen Sonntagmorgen die größte Evakuierung seit dem Zweiten Weltkrieg begonnen. Rund 40.000 Menschen müssen ihre Wohnungen im Stadtteil Ehrenfeld verlassen, nachdem bei Bauarbeiten eine amerikanische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wurde. Der 500-Kilogramm-Blindgänger mit Langzeitzünder stellt eine akute Gefahr dar, wie die Feuerwehr Köln mitteilte.
Seit 8 Uhr klingeln Einsatzkräfte an jeder Tür im Sperrgebiet. «Die Erfahrung zeigt, dass viele die Ankündigungen ignorieren oder vergessen», erklärt Einsatzleiter Jörg Schmidt. Bis zum Mittag sollen alle Bewohner das Gebiet verlassen haben, damit die Entschärfung beginnen kann.
Für die Betroffenen hat die Stadt eine Notunterkunft in der Sporthalle des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums eingerichtet. Busse bringen die Menschen dorthin. Besonders aufwendig gestaltet sich die Evakuierung von Pflegeheimen und Kranken. «Mit zwölf Spezialfahrzeugen transportieren wir bettlägerige Patienten», sagt eine Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes.
Als ich vor Jahren über eine ähnliche, wenn auch kleinere Evakuierung in München berichtete, beeindruckte mich die Mischung aus Routine und Ausnahmezustand. Köln erlebt solche Bombenfunde regelmäßig – doch dieser ist besonders heikel.
Die 80-jährige Elisabeth Meier wartet mit gepackter Tasche und ihrem Kater auf den Transport. «Man gewöhnt sich nie daran, aber die Kölner halten zusammen», sagt sie, während Nachbarn ihr helfen, die Treppe hinunterzukommen.
Die Entschärfung soll am Nachmittag beginnen und könnte mehrere Stunden dauern. Experten des Kampfmittelräumdienstes bereiten sich auf verschiedene Szenarien vor. Sollte die Bombe nicht entschärft werden können, wäre eine kontrollierte Sprengung der letzte Ausweg.
Wann genau die Menschen in ihre Wohnungen zurückkehren können, bleibt ungewiss. Eines zeigt dieser Großeinsatz jedoch deutlich: Fast 80 Jahre nach Kriegsende liegt die Geschichte buchstäblich noch immer unter unseren Füßen.