In Tübingen trafen gestern zwei politische Gegensätze aufeinander: Der parteilose Oberbürgermeister Boris Palmer und der AfD-Bundestagsabgeordnete Markus Frohnmaier lieferten sich eine kontroverse Debatte zur Migrationspolitik. Über 700 Menschen füllten die Stadthalle, während draußen etwa 3.000 Demonstranten gegen den Auftritt des AfD-Politikers protestierten. Bemerkenswert: Trotz der aufgeheizten Stimmung vor dem Gebäude blieb die Diskussion im Saal weitgehend sachlich.
«Das Grundrecht auf Asyl steht nicht zur Debatte, aber die konkrete Ausgestaltung muss diskutiert werden können», erklärte Palmer, der für eine begrenzte Zuwanderung plädierte. Frohnmaier hingegen forderte konsequente Abschiebungen und Grenzkontrollen: «Wir brauchen eine Wende in der Migrationspolitik.«
Als ich durch die Reihen ging, bemerkte ich die gespaltene Stimmung. Während einige Zuhörer nickten, schüttelten andere den Kopf. Die Polarisierung, die ich seit Jahren in der Berichterstattung erlebe, zeigte sich hier im Kleinen.
Für Aufsehen sorgte ein Moment, als Palmer Frohnmaier mit dessen früheren Aussagen konfrontierte: «Sie sprachen von ‹Deutschland den Deutschen› – was genau meinen Sie damit?» Der AfD-Politiker wich mehrfach aus, was ihm Unmutsbekundungen aus dem Publikum einbrachte.
Die Debatte in Tübingen zeigt, wie tief die Gräben in der Migrationsdiskussion sind. Ob solche Veranstaltungen Brücken bauen können, bleibt fraglich. Doch eines wurde deutlich: Der demokratische Diskurs lebt vom Austausch – auch wenn er manchmal schwerfällt.