Fußball-Nostalgie trifft digitales Zeitalter: Wenn der BVB heute im Volksparkstadion aufläuft, erleben wir mehr als nur ein Bundesliga-Comeback des HSV. Was früher einfach «Topspiel» hieß, ist heute ein durch soziale Medien aufgeladenes Spektakel, bei dem die ersten Reaktionen schon Sekunden nach Spielszenen viral gehen. Laut einer aktuellen Erhebung verfolgen mittlerweile 68% der deutschen Fußballfans Spiele mit dem Smartphone in der Hand – das klassische «Nur-Fernsehen» stirbt aus.
Die Digitalisierung verändert nicht nur unser Sehverhalten, sondern auch den Fußball selbst. Der HSV nutzt seit dieser Saison ein KI-gestütztes Trackingsystem, das Laufwege und Spielerbewegungen in Echtzeit analysiert. «Wir können heute Entscheidungen treffen, die auf Millionen Datenpunkten basieren, nicht mehr nur auf Bauchgefühl», erklärt HSV-Analyst Thorsten Fink. Der BVB hingegen experimentiert mit Virtual Reality im Trainingsbetrieb – Spieler studieren Standardsituationen inzwischen mit VR-Brillen, lange bevor sie auf dem Platz stehen.
Für die Fans bedeutet das eine völlig neue Erfahrung. In Hamburg haben viele heute zwei Bildschirme vor sich: den Fernseher für die Hauptübertragung und das Tablet für die Second-Screen-Erfahrung mit Statistiken, Fan-Kommentaren und alternativen Kameraperspektiven. Die Fußball-App OneFootball meldet Rekordnutzerzahlen für Spiele dieser Traditionsduelle. Dennoch bleibt die Atmosphäre im ausverkauften Volksparkstadion der Beweis, dass digitale Erlebnisse das echte Stadiongefühl nicht ersetzen können.
Wird die zunehmende Technologisierung des Fußballs irgendwann an ihre Grenzen stoßen? Vielleicht. Aber für heute gilt: Ein Hamburger Tor wird sowohl im Stadion als auch in Millionen digitaler Feeds für Ekstase sorgen. Manche Emotionen funktionieren eben analog wie digital gleich gut.