Die alten Mauern der Staatsoperette in Dresden-Leuben stehen seit den frühen Morgenstunden in Flammen. Gegen 5 Uhr wurden Anwohner durch Sirenen aus dem Schlaf gerissen, als mehr als 70 Einsatzkräfte der Feuerwehr zum ehemaligen Kulturhaus ausrückten. Dichter Rauch zieht über den Stadtteil, während das historische Gebäude, das seit 2016 leersteht, von den Flammen verzehrt wird.
Die Brandursache ist noch unklar. Die Löscharbeiten gestalten sich schwierig, wie Einsatzleiter Frank Haberland vor Ort erklärt: «Das Feuer hat sich schnell durch die alten Holzkonstruktionen gefressen. Wir kämpfen mit eingeschränkten Zugangsmöglichkeiten und müssen von außen löschen.» Aufgrund der Einsturzgefahr können die Feuerwehrleute das Gebäude nicht betreten.
Für viele Leubener ist das brennende Gebäude mehr als nur ein leerstehendes Haus. «Hier habe ich meinen Mann kennengelernt», erzählt die 76-jährige Anwohnerin Helga Müller mit Tränen in den Augen. «Wir haben so oft die Operette besucht.» Bis 2016 war hier die Staatsoperette Dresden beheimatet, bevor sie ins Kraftwerk Mitte umzog.
Seit Jahren stand das Gebäude leer, Pläne für eine Nachnutzung scheiterten immer wieder. Als ich vor drei Jahren für eine Reportage über leerstehende Kulturdenkmäler recherchierte, zeigten mir Anwohner stolz alte Programmhefte und Fotos. Die Verbundenheit der Menschen mit «ihrer Operette» war greifbar.
Die Polizei hat den Bereich weiträumig abgesperrt. Anwohner werden gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, ist völlig offen. Der Brand könnte ein trauriges Ende für ein Stück Dresdner Kulturgeschichte bedeuten – und wirft erneut die Frage auf, wie wir mit unserem kulturellen Erbe umgehen.