In Stuttgart strahlt die Theaterwelt heute besonders hell: Brigitte Dethier, langjährige Intendantin des JES (Junges Ensemble Stuttgart), wurde gestern Abend mit dem Deutschen Theaterpreis «Der Faust» für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Die 63-Jährige nahm die Ehrung in der Stuttgarter Staatsoper vor rund 800 Gästen entgegen. «Diese Anerkennung gehört allen, die mit mir zusammen Theater für junges Publikum als Kunstform etabliert haben», sagte Dethier sichtlich bewegt.
Dethier prägte 20 Jahre lang das Junge Ensemble Stuttgart und machte es zu einer international anerkannten Bühne für Kinder- und Jugendtheater. Der Juryvorsitzende Marc-Oliver Hendriks würdigte ihre Vision: «Sie hat Generationen junger Menschen gezeigt, dass Theater keine verstaubte Kunstform ist, sondern ein lebendiger Ort der Begegnung und des Austauschs.» Besonders hervorgehoben wurde ihre Arbeit mit Geflüchteten und ihr Einsatz für kulturelle Bildung in sozialen Brennpunkten.
Die gebürtige Französin kam 2002 nach Stuttgart und baute das JES von Grund auf. Als ich sie vor Jahren für eine Reportage besuchte, beeindruckte mich ihr unbedingter Wille, Theater für alle zugänglich zu machen. «Theater ist kein Luxus, sondern Grundnahrungsmittel», erklärte sie mir damals in ihrem kleinen, mit Kinderbüchern vollgestopften Büro.
Die Preisverleihung fiel mit dem 25-jährigen Jubiläum des «Faust»-Preises zusammen. Neben Dethier wurden sieben weitere Künstlerinnen und Künstler in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet. Mehr zur Veranstaltung auf der Website der Stadt Stuttgart.
Dethiers Auszeichnung setzt ein wichtiges Zeichen für die Anerkennung des Kinder- und Jugendtheaters in der deutschen Kulturlandschaft. Ihr Nachfolger am JES, Florian Fiedler, will ihren Weg weitergehen. Was bleibt, ist die Erkenntnis: Wer Kindern und Jugendlichen echte Kunst zutraut, prägt die Theaterlandschaft der Zukunft.