Die Stadt Xanten geht neue Wege in der Bürgerbeteiligung. Seit dieser Woche bringen Bürgermeister Thomas Görtz und leitende Mitarbeiter der Stadtverwaltung die Politik direkt in die Ortsteile. Die Auftaktveranstaltung im Schützenhaus Birten lockte über 80 Bürgerinnen und Bürger an – deutlich mehr als erwartet. Eine Umfrage unter den Teilnehmenden zeigte: 93 Prozent begrüßen das neue Format.
«Wir wollen die Menschen dort abholen, wo sie leben», erklärt Bürgermeister Görtz im persönlichen Gespräch. An seinem Gesichtsausdruck erkennt man die Erleichterung über den gelungenen Start. Die zentrale Idee der Bürgerforen: Statt dass die Menschen ins Rathaus kommen müssen, kommen Verwaltung und Politik in die Ortsteile. Neben Birten sind Veranstaltungen in Marienbaum, Vynen, Lüttingen und weiteren Ortsteilen geplant.
Bemerkenswert war die Offenheit, mit der kontroverse Themen diskutiert wurden. «Die Verkehrssituation an der Gelderner Straße ist unhaltbar», kritisierte ein Anwohner aus Birten. Die Verwaltung versprach, die Situation zu prüfen und bis zum Sommer Lösungsvorschläge zu präsentieren. Auch der Zustand einiger Radwege und die Pflege der Grünflächen wurden angesprochen.
Nach fast 20 Jahren Berichterstattung über kommunalpolitische Themen fällt mir auf: Die Atmosphäre ist eine andere, wenn Verwaltungsmitarbeiter ihre Behörde verlassen und vor Ort ins Gespräch kommen. Die Hemmschwelle für kritische Fragen sinkt, der Ton wird direkter, aber auch konstruktiver.
«Dieses Format hat Zukunft», bestätigt Dr. Beate Michels vom Verein Bürgerengagement Niederrhein. «Kommunen, die Bürger ernsthaft beteiligen, erleben weniger Widerstände bei Projekten und mehr Verständnis für komplexe Entscheidungen.»
Die nächsten Bürgerforen sind bereits terminiert. Ob sich das Format bewährt, wird sich zeigen – doch der Anfang macht Mut. In Zeiten, in denen Politikverdrossenheit zunimmt, könnte dieses bodenständige Format den Dialog zwischen Bürgern und Verwaltung neu beleben.