Frankfurts Kulturszene steht unter Schock. Der Mousonturm, eine Säule der freien Theaterszene, verliert ab 2025 die komplette Bundesförderung von 600.000 Euro jährlich. Die Entscheidung trifft das Haus mitten in der Planung für die kommende Spielzeit. Der Wegfall entspricht einem Viertel des Gesamtbudgets – ein «harter Schlag», wie Intendantin Anna Wagner es nennt.
«Wir haben seit Monaten keine konkreten Informationen bekommen», erklärt Wagner. Die Nachricht kam erst letzte Woche per E-Mail vom zuständigen Bundesministerium. Während andere Kulturhäuser wie das Berliner HAU weiterhin gefördert werden, trifft es den Mousonturm besonders hart. Ein Teil des Problems: Das Ministerium hatte die Förderrichtlinien geändert, ohne die Häuser ausreichend zu informieren.
Die Begründung der Streichung bleibt vage: Der Mousonturm erfülle nicht mehr die Kriterien für «überregionale Bedeutung». Dabei ist das Haus seit über 30 Jahren ein Anziehungspunkt für internationale Künstler und experimentelles Theater.
Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig zeigt sich verärgert: «So geht man nicht mit Kulturinstitutionen um.» Die Stadt könne das Finanzloch nicht einfach stopfen. Ich habe selbst erlebt, wie der Mousonturm in den vergangenen Jahren junge Menschen für zeitgenössische Darstellungsformen begeisterte – ein Kulturverlust, der weit über Hessen hinausreicht.
Die Zukunft bleibt ungewiss. Der Mousonturm will gegen die Entscheidung vorgehen und sucht nach alternativen Finanzierungsquellen. Die Frage bleibt: Wie viel ist uns kulturelle Vielfalt abseits der etablierten Institutionen wert? Ein Verlust hier bedeutet weniger Raum für Innovation und kritischen Dialog – etwas, das unsere Gesellschaft dringender braucht denn je.