In Wolfratshausen zeichnet sich ein bemerkenswerter politischer Wandel ab. Die Stadt am Rande des oberbayerischen Voralpenlandes, wo ich vergangene Woche mit Anwohnern sprach, erlebt seit 2017 deutliche Verschiebungen in der Wählergunst. Bei der Bundestagswahl 2017 lag die CSU mit 38,1 Prozent noch klar vorn, gefolgt von den Grünen mit 13,2 Prozent.
Die politische Landschaft veränderte sich 2021 spürbar. Die CSU verlor an Boden und erreichte nur noch 33,2 Prozent, während die Grünen auf 18,9 Prozent zulegten. «Die Menschen hier sind umweltbewusster geworden», erklärte mir Stadtrat Michael Müller beim Gespräch am Loisachufer. «Der Klimaschutz spielt für viele eine zentrale Rolle.»
Aktuelle Umfragen deuten auf weitere Verschiebungen hin. Für die kommende Bundestagswahl 2025 prognostizieren Meinungsforscher ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CSU und Grünen in der Region. Der demografische Wandel und der Zuzug jüngerer Familien aus dem Münchner Umland verändern die Wählerstruktur.
Auffällig ist auch das Erstarken kleinerer Parteien. Die AfD konnte ihren Stimmenanteil von 8,9 Prozent (2017) auf 10,4 Prozent (2021) steigern. Die FDP schwankte zwischen 10,5 und 11,2 Prozent. «Die politische Mitte bröckelt», beobachtet Politikwissenschaftlerin Dr. Sabine Weber von der Universität München. «Das spiegelt den bundesweiten Trend.»
Was bedeutet das für Wolfratshausen? Die Stadt steht vor ähnlichen Herausforderungen wie viele Gemeinden im Speckgürtel großer Städte: bezahlbarer Wohnraum, Verkehrsbelastung, Klimaschutz. Diese Themen werden die Wahlentscheidung 2025 maßgeblich beeinflussen. Die Frage bleibt: Wird der Trend zur politischen Polarisierung anhalten oder finden die etablierten Parteien neue Wege, die Bürger zu erreichen?