In Berlin stehen die Bagger für ein ungewöhnliches Wohnprojekt bereit: Ein massiver Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg wird zu 14 Wohnungen umgebaut. Was einst Schutz vor Bombenangriffen bot, soll bald ein Zuhause für Familien werden. Bundesweit werden immer mehr dieser Betonkolosse umgenutzt – allein in der Hauptstadt gibt es über 200 solcher Anlagen.
Die grauen Riesen sind Relikte einer dunklen Vergangenheit, doch ihr robustes Fundament bietet Potenzial. «Die Nachfrage nach Wohnraum in Innenstädten ist so hoch, dass wir kreative Lösungen brauchen», erklärt Christoph Gröner, Bauunternehmer aus Berlin. Mit Betonwänden von bis zu drei Metern Dicke stellen die Umbauten allerdings enorme Herausforderungen dar. In Hamburg wurde jüngst der Heiligengeistfeld-Bunker aufgestockt und mit Dachgärten versehen – ein grüner Hügel inmitten der Stadt.
Ich erinnere mich noch, wie ich vor fünf Jahren durch einen Hamburger Bunker geführt wurde, der zum Kulturzentrum umgebaut werden sollte. Die Kälte der massiven Betonwände und der leicht modrige Geruch haben sich tief eingeprägt. Damals schien es kaum vorstellbar, dass hier jemals Wohnkomfort einziehen könnte.
Die Preise für die neuen Bunkerwohnungen liegen meist im gehobenen Segment. «Man zahlt für das Besondere», sagt Stadtplanerin Maria Weber. Die Bewohner schätzen die historische Substanz und die zentrale Lage. Vor uns liegt ein Stück deutsche Geschichte, das sich wandelt – vom Schutzraum zum Lebensraum. Was bleibt, ist die Frage: Wem gehört die Stadt von morgen?