Die Digitalisierung des Fußballs erreicht neue Dimensionen – und nicht alle Fans sind begeistert. Beim Auswärtsspiel des BVB in Augsburg kam es gestern zu einer 12-minütigen Spielunterbrechung, als Dortmunder Anhänger gegen die neueste KI-gestützte VAR-Technologie protestierten. Die seit dieser Saison eingeführte «PredictRef 3.0» soll Schiedsrichterentscheidungen durch vorausschauende Algorithmen optimieren, stößt aber auf massive Fanproteste.
«Was wir hier erleben, ist die systematische Entmenschlichung unseres Sports», erklärt Marco Heinemann von der Dortmunder Faninitiative «Echtes Spiel«. Tatsächlich hat die DFL mit der Einführung des KI-Systems einen Paradigmenwechsel eingeleitet. Die Software analysiert nicht nur Spielsituationen in Echtzeit, sondern berechnet auch Wahrscheinlichkeiten für Fouls, basierend auf Bewegungsdaten und historischen Spielerverhalten. Die jüngsten Fehlentscheidungen beim Rheinderby haben die Debatte weiter angeheizt.
In Augsburg flogen Tennis- und Golfbälle, während ein riesiges Banner «Fußball braucht Fehler – Menschen statt Maschinen» die Südtribüne zierte. Als Reaktion darauf schaltete Schiedsrichter Winkmann vorübergehend das System ab und entschied nach alter Schule – bemerkenswerterweise ohne einen einzigen VAR-Check in der restlichen Spielzeit.
Die Proteste sind Teil einer wachsenden Bewegung gegen die Technologisierung des Fußballs. Laut einer aktuellen Umfrage des Sportmagazins Kicker lehnen 76% der Bundesliga-Fans die neue KI-Technologie ab. Gleichzeitig zeigen Daten der DFL eine um 14% höhere Entscheidungsgenauigkeit seit Einführung des Systems.
Die Frage, die wir uns stellen müssen: Wollen wir einen perfekten, durchoptimierten Fußball, oder einen Sport, der von menschlichen Emotionen, Fehlern und Unberechenbarkeit lebt? Die Ereignisse in Augsburg zeigen: Der Kampf um die Seele des Fußballs hat gerade erst begonnen.