Die Menschen im Südwesten fühlen sich immer stärker von steigenden Lebenshaltungskosten belastet. In der aktuellen BW-Trend Umfrage sagen 78 Prozent der Befragten, dass sie die Inflation als persönliche Belastung wahrnehmen – ein neuer Höchstwert seit Beginn der Erhebungen. Besonders besorgniserregend: Jede fünfte Familie in Baden-Württemberg gibt an, Schwierigkeiten bei der Finanzierung grundlegender Bedürfnisse zu haben.
Als ich gestern durch die Stuttgarter Königstraße ging, war die Stimmung spürbar angespannt. Vor den Discountern standen Menschen Schlange, während teurere Geschäfte kaum Kunden anzogen. «Wir merken deutlich, dass die Leute beim Einkaufen jeden Euro zweimal umdrehen», berichtet Claudia Berger, Inhaberin eines mittelständischen Bekleidungsgeschäfts.
Die Umfrage zeigt auch: Vertrauen in die Politik sinkt weiter. Nur 29 Prozent der Baden-Württemberger glauben noch, dass die Landesregierung wirksame Maßnahmen gegen die Teuerung ergreift. Ministerpräsident Kretschmann verteidigt seinen Kurs: «Wir können die globalen Preisanstiege nicht aufhalten, aber wir haben gezielt Entlastungspakete geschnürt.»
Neben der Inflation beschäftigt die Menschen vor allem die Wohnungsnot. In Universitätsstädten wie Freiburg oder Heidelberg sind die Mieten binnen Jahresfrist um durchschnittlich 12 Prozent gestiegen. Die Verzweiflung ist greifbar – bei Wohnungsbesichtigungen drängen sich regelmäßig 50 oder mehr Interessenten.
Die Umfrage offenbart eine zunehmend gespaltene Gesellschaft. Während gut verdienende Haushalte die Inflation als ärgerlich, aber verkraftbar bezeichnen, wird sie für Menschen mit niedrigen Einkommen zur existenziellen Bedrohung. Diese Schere zu schließen, dürfte die größte Herausforderung der kommenden Jahre werden – nicht nur in Baden-Württemberg.