Die Polizeigewerkschaft GdP in Berlin schlägt Alarm: Seit der Teil-Legalisierung von Cannabis vor drei Monaten wird der Konsum unter Jugendlichen immer sichtbarer. Auf Schulhöfen und Spielplätzen rauchen Minderjährige ganz offen Joints. Die Beamten stehen vor einem Dilemma – ihnen fehlen klare Anweisungen und wirksame Kontrollmöglichkeiten. Laut einer aktuellen Umfrage haben bereits 22 Prozent der Berliner Jugendlichen Cannabis konsumiert.
«Die aktuelle Rechtslage ist ein Desaster», kritisiert Stephan Weh, Berliner GdP-Landeschef. «Unsere Kolleginnen und Kollegen werden von Eltern und Lehrern um Hilfe gebeten, können aber kaum eingreifen.» Die Polizei darf zwar das Cannabis abnehmen, aber rechtliche Konsequenzen gibt es selten. Seit April ist der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis für Erwachsene legal, für Jugendliche bleibt der Konsum verboten.
Bei meinen Recherchen in Berliner Jugendclubs höre ich immer wieder: Die Grenzen verschwimmen. «Früher haben wir uns versteckt, heute ist es egal», erzählt mir ein 16-Jähriger im Prenzlauer Berg. Tatsächlich hat die Polizei seit der Legalisierung weniger Handhabe. Nur wenn Kinder akut gefährdet sind, können Beamte einschreiten.
Experten der Charité warnen vor den Folgen. «Das sich entwickelnde Gehirn reagiert besonders empfindlich auf THC. Regelmäßiger Konsum kann zu dauerhaften kognitiven Einschränkungen führen», erklärt Dr. Marina Klein von der Suchtambulanz. Besonders besorgniserregend: Der durchschnittliche THC-Gehalt heutiger Cannabis-Produkte ist fünfmal höher als noch vor 20 Jahren.
Die Polizeigewerkschaft fordert nun klare Konzepte und mehr Präventionsarbeit. «Wir brauchen einen Richtungswechsel, sonst verlieren wir eine Generation», mahnt Weh. Ob das neue Cannabis-Gesetz nachgebessert wird, bleibt abzuwarten. Für viele Berliner Jugendliche könnte es bereits zu spät sein.