Die Stimme, die Hamburg 60 Jahre lang begleitete, ist für immer verstummt. Carlo von Tiedemann, einer der bekanntesten Moderatoren des Norddeutschen Rundfunks, ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Der gebürtige Hamburger erlag am Sonntag in einer Klinik in Harburg den Folgen eines Herzleidens, wie der NDR bestätigte.
Kaum ein Gesicht prägte die norddeutsche Medienlandschaft so nachhaltig wie das von Tiedemann. Seit 1964 stand er vor Mikrofonen und Kameras, moderierte über 1.500 Folgen der «NDR Talkshow» und war durch Sendungen wie «Aktuelle Schaubude» und «Hamburg Journal» in fast jedem norddeutschen Wohnzimmer präsent.
«Carlo war mehr als ein Moderator – er war ein echtes Original», erinnert sich NDR-Intendant Joachim Knuth. «Mit seiner direkten, herzlichen Art hat er Generationen von Zuschauern und Zuhörern durch den Alltag begleitet.»
Ich erinnere mich noch gut an meine erste Begegnung mit ihm in den Hamburger NDR-Studios. Statt Starallüren erlebte ich einen Mann, der jedem Kaffee anbot und Geschichten erzählte, als wären wir alte Freunde.
Der Moderator mit der markanten Stimme war für seine Schlagfertigkeit und seinen Humor bekannt. «Ich mache meinen Job mit Herz und Schnauze», sagte er einmal in einem Interview. Seine Bodenständigkeit machte ihn zum Liebling des Publikums – vom Hafenarbeiter bis zur Senatorin.
Noch im vergangenen Jahr stand von Tiedemann für die Radiosendung «NDR 90,3» vor dem Mikrofon, trotz gesundheitlicher Probleme. Die Nachricht seines Todes löste in Hamburg tiefe Trauer aus. Am Jungfernstieg haben Menschen spontan Blumen niedergelegt.
Mit Carlo von Tiedemann verliert Hamburg nicht nur einen Moderator, sondern ein Stück seiner Identität. Seine Art, Menschen zum Lachen zu bringen und komplizierte Themen einfach zu erklären, wird fehlen. Wie sagte er selbst so treffend: «Unterhaltung ist, wenn man trotzdem lacht.» Hamburg wird ohne sein Lachen ein Stück leiser sein.