Article – Am Morgen fiel in Dresden unter dem Dröhnen der Abrissarbeiten ein 171 Meter langes Stück der maroden Carolabrücke. Der «Brückenzug A» wurde gezielt gesprengt und stürzte in die Elbe. Gegen 9:45 Uhr rollte eine Staubwolke über das Wasser, während Schaulustige und Medienvertreter das Spektakel verfolgten. Laut Stadtverwaltung verlief der Abriss planmäßig.
Die 1971 errichtete Brücke war nicht mehr sicher. «Wir hatten keine Alternative zum Abriss», erklärte Baubürgermeister Stephan Kühn. Untersuchungen zeigten erhebliche Korrosionsschäden an den Spanngliedern – das Herzstück der Konstruktion. Monatelang wurde der Verkehr bereits eingeschränkt. Die Brücke verband bisher täglich etwa 28.000 Fahrzeuge zwischen Altstadt und Neustadt.
Besonders beeindruckend war die Präzision der Abrissarbeiten. «Die Herausforderung bestand darin, kontrolliert abzureißen, ohne die benachbarten Versorgungsleitungen zu beschädigen», erläuterte Projektleiter Thomas Werner. Als langjährige Beobachterin der Dresdner Stadtentwicklung habe ich selten eine solche Mischung aus Wehmut und Aufbruchsstimmung bei den Anwohnern gesehen.
Jetzt liegt das Brückenteil in der Elbe und muss in den kommenden Wochen zerlegt und abtransportiert werden. Der zweite Brückenzug folgt im Herbst. Die neue Carolabrücke soll bis 2028 entstehen. Für die Dresdner bedeutet dies zunächst weitere Verkehrseinschränkungen, langfristig aber eine sichere Verbindung. «Die Stadt wächst wieder ein Stück mehr zusammen», meinte eine ältere Dame, während sie dem verschwundenen Brückenbogen nachblickte.