Die Zukunft der Carolabrücke sorgt für erhitzte Gemüter in Dresden. Gestern Abend füllten über 400 Bürgerinnen und Bürger den Festsaal des Rathauses, um mehr über die anstehende Sanierung zu erfahren. Nach aktuellen Untersuchungen ist der Zustand der Brücke noch schlechter als befürchtet – eine vollständige Sperrung für den Autoverkehr droht bereits im kommenden Jahr.
«Wir müssen handeln, bevor es zu spät ist», betonte Oberbürgermeister Dirk Hilbert vor der angespannten Menge. Die 1971 erbaute Brücke zeigt massive Korrosionsschäden und Risse in tragenden Elementen. Was viele nicht wissen: Bereits seit 2020 dürfen keine Schwerlasttransporte mehr über die Elbquerung rollen.
Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn präsentierte drei mögliche Szenarien: eine aufwändige Sanierung bei teilweiser Nutzung, ein kompletter Neubau oder eine Interimslösung mit provisorischer Behelfsbrücke. «Alle Varianten bedeuten Einschränkungen für mindestens vier Jahre», so Kühn. Die Kosten werden je nach Variante zwischen 70 und 180 Millionen Euro liegen.
Besonders emotional wurde es, als Anwohner Martin Schulze das Wort ergriff: «Ohne die Brücke ist unser Viertel abgeschnitten. Wie sollen wir zur Arbeit kommen?» Ich habe solche Bürgerversammlungen oft erlebt, aber selten war die Stimmung so aufgeladen wie gestern im Rathaus.
Die Stadtverwaltung will bis Oktober eine Entscheidung treffen. Fest steht: Dresden steht vor einer der größten verkehrstechnischen Herausforderungen der letzten Jahrzehnte. Und während Experten noch über technische Details diskutieren, fragen sich viele Dresdner schlicht: Wie komme ich morgen von A nach B?