Der Streit um die Zukunft der Carolabrücke ist vorerst entschieden. Im Dresdner Bauausschuss stimmte gestern Abend eine knappe Mehrheit für den vierspurigen Wiederaufbau des maroden Elbeübergangs. 14 Ausschussmitglieder votierten für den Erhalt der vier Autospuren, 13 wollten die Verkehrsfläche zugunsten von Rad- und Fußwegen reduzieren.
Die 1971 errichtete Brücke verbindet die Innere Altstadt mit der Neustadt und wird täglich von rund 30.000 Fahrzeugen genutzt. Seit Jahren zeigen Untersuchungen erhebliche Schäden an der Betonkonstruktion.
«Diese Entscheidung sichert Dresdens Verkehrsfluss für die kommenden Jahrzehnte», kommentierte Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) das Ergebnis. «Die Brücke ist eine zentrale Lebensader unserer Stadt.» Die endgültige Entscheidung muss allerdings noch im Stadtrat fallen, der am 28. März abstimmen wird.
Verkehrsplaner rechnen mit Baukosten von etwa 95 Millionen Euro. Die Bauarbeiten sollen 2026 beginnen und etwa zwei Jahre dauern. Während dieser Zeit wird es erhebliche Verkehrseinschränkungen geben. «Wir werden alles tun, um die Belastungen für Anwohner und Pendler zu minimieren», versicherte Projektleiterin Manuela Schmidt.
Eine Bürgerinitiative hatte für eine schmalere Brücke mit mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger gekämpft. «Das ist eine vertane Chance für eine zukunftsfähige Verkehrsplanung», kritisierte Sprecher Thomas Lehmann.
Als ich gestern Abend nach der Sitzung über die Augustusbrücke nach Hause fuhr, standen die Autofahrer auf der Carolabrücke wie so oft im Stau. Ob vier Spuren dieses Problem wirklich lösen werden, bleibt abzuwarten. Die zentrale Frage für Dresden bleibt: Wie viel Raum geben wir dem Auto in einer Zeit, in der viele Städte den Verkehr neu denken?