Die Düsseldorfer Innenstadt verwandelte sich gestern in ein buntes Meer aus Regenbogenfahnen und feiernden Menschen. Beim Christopher Street Day (CSD) zogen rund 60.000 Teilnehmende durch die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt. Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf der Demonstration, die unter dem Motto «Für Demokratie und Vielfalt» stand. Besonders beeindruckend: Fast 120 Gruppen mit fantasievollen Kostümen und geschmückten Wagen nahmen am Umzug teil.
«Wir stehen hier für unsere Rechte ein, aber auch für alle anderen, deren Freiheit bedroht ist», erklärte Kalle Wahle vom Organisationskomitee. In Zeiten zunehmender Angriffe auf queere Menschen sei Sichtbarkeit wichtiger denn je. Tatsächlich verzeichnete das Bundesinnenministerium im vergangenen Jahr einen Anstieg queerfeindlicher Straftaten um 14 Prozent.
Die Stimmung auf den Straßen Düsseldorfs war dennoch ausgelassen. Zwischen Hauptbahnhof und Rheinuferpromenade sah ich Menschen jeden Alters – von Familien mit kleinen Kindern bis zu Seniorengruppen mit Regenbogenhüten. «Ich komme jedes Jahr her, weil ich die Atmosphäre liebe», erzählte mir die 67-jährige Renate aus Neuss. «Hier kann jeder sein, wie er ist.»
Bemerkenswert war auch die starke Präsenz der Wirtschaft. Zahlreiche Unternehmen aus der Region, darunter mehrere DAX-Konzerne, beteiligten sich mit eigenen Wagen am Umzug. Ein Phänomen, das von manchen kritisch als «Rainbow-Washing» bezeichnet wird.
Nach der Demonstration feierten tausende Menschen auf dem CSD-Straßenfest am Johannes-Rau-Platz weiter. Für die queere Community Düsseldorfs ist der CSD längst mehr als nur eine Party. Er ist ein deutliches Zeichen in einer Zeit, in der erkämpfte Rechte wieder in Frage gestellt werden. Oder wie ein junger Teilnehmer es ausdrückte: «Heute feiern wir, morgen kämpfen wir weiter.»