Die Regenbogenfahnen wehen wieder über Frankfurt: Der Christopher Street Day (CSD) findet dieses Jahr mit einer grundlegenden Neuerung statt. Die traditionelle Parade am Samstag startet erstmals vom Mainufer aus und führt durch die Innenstadt. Eine Änderung, die bei vielen Teilnehmenden für Überraschung sorgte.
«Wir mussten umplanen, weil der Opernplatz wegen Bauarbeiten nicht zur Verfügung steht», erklärt Joachim Letschert vom Organisationsteam. Nach der Demonstration wird auf dem Römerberg gefeiert – ein historischer Platz für die queere Community in Frankfurt. Dort, wo früher Diskriminierung an der Tagesordnung war, steht nun eine große Bühne für Vielfalt und Akzeptanz.
Rund 13.500 Menschen werden erwartet – deutlich mehr als im Vorjahr. Die Veranstaltung hat sich gewandelt: Von einer kämpferischen Demonstration zu einem bunten Fest, das die ganze Stadt einbezieht. Als ich vor acht Jahren zum ersten Mal über den CSD in Frankfurt berichtete, waren es hauptsächlich Betroffene, die teilnahmen. Heute sehe ich Familien mit Kindern, Senioren und viele Unternehmen, die Flagge zeigen.
«Der CSD bleibt politisch«, betont Aktivist Daniel Weber. «In Zeiten zunehmender Anfeindungen gegen queere Menschen ist Sichtbarkeit wichtiger denn je.» Die Polizei hat das Sicherheitskonzept verstärkt, nachdem es in anderen Städten zu Störversuchen kam.
Was mich in Gesprächen mit Anwohnern besonders beeindruckt: Die meisten freuen sich auf das bunte Treiben in ihrer Stadt. «Frankfurt zeigt sein weltoffenes Gesicht», sagt eine Seniorin aus Sachsenhausen. Der CSD hat die Mainmetropole verändert – und die Frage bleibt: Werden die neuen Standorte bleiben oder kehrt man nächstes Jahr zurück?