Der Christopher Street Day (CSD) in Hamburg könnte 2025 eine neue Route bekommen – und schon jetzt sorgt das für hitzige Diskussionen. Statt wie gewohnt durch die Lange Reihe im Stadtteil St. Georg soll die Parade künftig über den Steindamm ziehen. Diese Änderung wurde bei einem Treffen von Organisatoren und Gastronomen vorgeschlagen. Laut einer aktuellen Umfrage des Hamburg Pride e.V. stehen 65 Prozent der Befragten der Routenänderung kritisch gegenüber.
Die geplante Neuausrichtung hat praktische Gründe. «Die Lange Reihe ist für den immer größer werdenden CSD schlicht zu eng geworden», erklärt Nicole Schaening vom Organisationsteam. Bei der diesjährigen Parade im August zogen rund 250.000 Menschen durch die Straßen, viele Bereiche waren völlig überfüllt. Der Steindamm bietet mehr Platz und könnte zudem ein wichtiges Zeichen setzen: Die Straße verbindet verschiedene Kulturen und Communitys.
Besonders Gastronomen der Langen Reihe sehen die Pläne skeptisch. «Für uns ist der CSD-Samstag der umsatzstärkste Tag des Jahres«, sagt Café-Besitzer Martin Heller. «Diese Tradition einfach aufzugeben, fühlt sich falsch an.» Als ich gestern durch St. Georg spazierte, hörte ich ähnliche Bedenken von Anwohnern. Viele sehen den CSD als festen Teil der Identität ihres Viertels.
Auch aus der queeren Community kommt Widerstand. «Der Steindamm steht symbolisch für ein anderes Hamburg als die Lange Reihe», meint Aktivist Torsten Meyer. Die Lange Reihe gilt seit Jahrzehnten als Herz der Hamburger LGBTQ+-Szene. Der Vorstand des Hamburg Pride e.V. will nun bis Dezember alle Beteiligten an einen Tisch bringen.
Die Debatte zeigt, wie wichtig der CSD für Hamburg geworden ist – nicht nur als politische Demonstration, sondern auch als identitätsstiftender Teil der Stadtkultur. Ob Steindamm oder Lange Reihe: Die eigentliche Frage ist, wie ein moderner CSD aussehen soll, der sowohl politisch wirksam als auch für alle Teilnehmenden sicher bleibt.