Die Entscheidung des australischen Pharmakonzerns CSL, seine Forschungs- und Entwicklungsabteilung in Marburg zu schließen, schlägt in der Universitätsstadt hohe Wellen. 40 hochqualifizierte Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Besonders bitter: Die Schließung erfolgt nur vier Jahre nach der Übernahme des Standorts durch CSL, der zuvor zu Novartis gehörte.
Die Marburger Oberbürgermeisterin Dr. Nadine Bernshausen (Grüne) zeigt sich bestürzt: «Das ist ein herber Schlag für unseren Pharmastandort und die betroffenen Familien.» Auch Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) äußert Bedauern. In einem Gespräch mit der Unternehmensführung will er über Perspektiven für die Beschäftigten beraten.
Bei meinem Besuch am Standort gestern war die Verunsicherung unter den Mitarbeitenden spürbar. «Wir haben hier innovative Impfstoffe entwickelt und uns voll eingebracht», sagte mir ein betroffener Forscher, der anonym bleiben möchte. Die Mitarbeiter wurden vergangene Woche informiert.
CSL begründet den Schritt mit einer «Neuausrichtung der globalen Forschungsstrategie«. Die Produktion am Marburger Standort mit rund 700 Beschäftigten soll jedoch weiterlaufen und sogar ausgebaut werden. Laut Unternehmensangaben will man den betroffenen Mitarbeitern Stellen an anderen Standorten anbieten.
Der Fall zeigt, wie schnell auch renommierte Forschungsstandorte unter Druck geraten können. Für Marburg, das sich als Biotech-Zentrum etablieren will, kommt die Nachricht zur Unzeit. Die Politik steht nun vor der Herausforderung, das Vertrauen in den Standort zu stärken und gleichzeitig den betroffenen Fachkräften neue Perspektiven zu bieten.