Der CSU-Parteitag in Augsburg hat für Aufsehen gesorgt: Parteichef Markus Söder wurde mit nur 83,9 Prozent der Stimmen wiedergewählt – sein bisher schwächstes Ergebnis. Für den machtbewussten Ministerpräsidenten, der offen mit einer Kanzlerkandidatur liebäugelt, ist das ein unerwarteter Dämpfer. 81 Delegierte stimmten gegen ihn, obwohl er keinen Gegenkandidaten hatte.
Die Stimmung in der Halle war spürbar angespannt. «Das ist kein Ergebnis, das Freude macht», sagte ein langjähriger CSU-Funktionär aus Niederbayern mir gegenüber. Söder selbst gab sich nach außen gelassen: «Ich nehme das Ergebnis an und bedanke mich für das Vertrauen.»
Der Parteitag zeigt die inneren Spannungen der Partei deutlicher als erwartet. Während Söder in Bierzeltreden und auf Volksfesten brilliert, gibt es in den eigenen Reihen offenbar Unmut über seinen Führungsstil. «Er hat viele verprellt mit seiner One-Man-Show«, erklärte ein CSU-Kreisvorstand aus Franken, der anonym bleiben wollte.
Besonders interessant: Söders Vorgänger Horst Seehofer erreichte bei seinem letzten Parteitag 2017 noch 87,4 Prozent. Dass Söder darunter blieb, wird in Parteikreisen als klares Signal gewertet. In München habe ich in den vergangenen Wochen immer wieder gehört, dass einige in der Partei Söders Alleingänge kritisch sehen.
Die CSU steht vor herausfordernden Zeiten. Mit diesem Parteitag hat Söder zwar formal die Führung behalten, aber seine Position ist angeschlagen. Für seine bundespolitischen Ambitionen könnte dieses Ergebnis ein echtes Problem werden. Die Frage bleibt: Wird Söder seinen Stil ändern – oder riskiert er weitere Risse in der Partei?