Der Blick auf die Anzeigetafeln an deutschen Flughäfen sorgte gestern für Frust bei tausenden Reisenden: «Annulliert» stand neben zahlreichen Flügen. Ein großangelegter Cyberangriff hat am Freitag den Betrieb an mehreren europäischen Flughäfen massiv gestört. Besonders betroffen waren die Airports in Düsseldorf, Köln/Bonn, Stuttgart und Hamburg. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums wurden rund 130 Flüge gestrichen.
Was zunächst wie ein technisches Problem aussah, entpuppte sich schnell als gezielter Angriff auf die IT-Systeme der Fluggesellschaften. «Die Hacker haben offenbar eine Schwachstelle in der Check-in-Software ausgenutzt», erklärt Cybersicherheitsexperte Thorsten Neumann vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Die Angreifer konnten so wichtige Systeme blockieren, die für die Abfertigung der Passagiere und die Beladung der Flugzeuge notwendig sind.
Die Flughäfen reagierten mit Notfallplänen. In Hamburg sah ich lange Schlangen an den wenigen geöffneten Check-in-Schaltern, wo Mitarbeiter versuchten, die Passagiere von Hand abzufertigen. «Das ist wie in den 80er Jahren, als wir noch Bordkarten mit der Schreibmaschine ausgestellt haben», meinte eine erfahrene Lufthansa-Mitarbeiterin kopfschüttelnd.
Die Bundesregierung hat eine Taskforce eingerichtet, um den Angriff zu untersuchen. Außerdem wurden andere kritische Infrastrukturen wie Energieversorger und Krankenhäuser gewarnt, ihre Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken. «Wir müssen davon ausgehen, dass dies kein Einzelfall bleiben wird», warnt Bundesinnenministerin Nancy Faeser.
Für die kommenden Tage rechnen Experten mit weiteren Störungen im Flugverkehr. Die Aufarbeitung wird zeigen, wie anfällig unsere digitale Infrastruktur tatsächlich ist. Und ob wir in Zukunft wieder mehr analoge Notfallpläne brauchen – für den Fall, dass die digitale Welt ausfällt.