Nach 25 Jahren im Büro wagte Birgit Müller den Sprung ins Ungewisse. Die Dortmunderin eröffnete vergangene Woche ihr eigenes Dekogeschäft «Schau mal rein» in Dortmund-Marten. «Es war jetzt oder nie», erzählt die 48-Jährige, während sie Windlichter und Kissen arrangiert. Nach einem Burnout vor zwei Jahren entschied sie: Das Leben ist zu kurz für unerfüllte Träume.
Die Statistik gibt ihr Mut. Laut IHK Dortmund wurden 2023 trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten über 200 Einzelhandelsgeschäfte in der Region neu angemeldet – viele davon von Frauen über 40.
In ihrem kleinen Laden an der Straße Am Marten 12 bietet Müller hauptsächlich Deko-Artikel und Wohnaccessoires an. Vom Teelicht bis zur Tischdecke, vom Kissen bis zur Kerze. «Ich verkaufe nichts, was ich nicht selbst schön finde», sagt sie und lächelt. Ihre Augen leuchten, wenn sie von der sorgfältigen Auswahl ihrer Produkte erzählt.
Der Standort war für sie kein Zufall. «Marten braucht mehr kleine, persönliche Geschäfte», findet sie. In dem Stadtteil, wo viele Ladenflächen leer stehen, will sie einen Gegenpunkt zum anonymen Online-Handel setzen.
Die ersten Tage liefen vielversprechend. «Die Menschen hier sind neugierig und herzlich», berichtet Müller. Eine ältere Dame kommt täglich vorbei – weniger zum Kaufen, mehr zum Plaudern. «Das gehört für mich dazu», sagt die Inhaberin. «Ein Geschäft ist auch ein sozialer Ort.»
Joachim Weber von der Wirtschaftsförderung Dortmund bestätigt: «Gerade inhabergeführte Läden mit persönlicher Note haben wieder Chancen. Die Menschen sehnen sich nach echten Einkaufserlebnissen.»
Ob ihr Konzept langfristig trägt, wird sich zeigen. Die Miete, der Wareneinkauf, die Steuern – all das muss erst erwirtschaftet werden. Doch Birgit Müller strahlt Zuversicht aus: «Manchmal muss man einfach springen und darauf vertrauen, dass man fliegen kann.»