Der Rathaussaal in Essen verwandelte sich gestern in ein lebendiges Demokratielabor. Über 50 Schülerinnen und Schüler aus sieben Essener Schulen starteten hier ein ambitioniertes Projekt zur Kommunalwahl am 15. September. Gemeinsam wollen sie Gleichaltrige für die Stadtpolitik begeistern. Laut aktueller Studien liegt die Wahlbeteiligung bei Erstwählern unter 30 Prozent – ein alarmierender Wert.
«Wir müssen verstehen, was in unserer Stadt passiert und wie wir das mitgestalten können», erklärt die 16-jährige Lina vom Helmholtz-Gymnasium. Die Jugendlichen planen, Wahlprüfsteine für Parteien zu entwickeln, Social-Media-Kampagnen zu starten und Podiumsdiskussionen zu organisieren.
Oberbürgermeister Thomas Kufen unterstützt die Initiative: «Demokratie lebt vom Mitmachen. Gerade auf kommunaler Ebene können junge Menschen direkt erleben, wie ihre Stimme Veränderungen bewirkt.»
Die beteiligten Schulen – vom Gymnasium bis zur Gesamtschule – arbeiten fächerübergreifend. Im Politikunterricht entstehen Analysen zu Wahlprogrammen, im Kunstunterricht kreative Plakate.
Bei meinen Gesprächen mit den Jugendlichen fiel mir auf, wie präzise ihre Fragen zur Stadtentwicklung bereits sind. Von Klimaschutz bis Jugendfreizeitangeboten – sie haben konkrete Vorstellungen.
Besonders beeindruckt hat mich die 17-jährige Emma von der Gesamtschule Bockmühle: «Viele meiner Freunde denken, Politik sei langweilig und weit weg. Ich will ihnen zeigen, dass es um unsere Skateparks, Busfahrpläne und Schulgebäude geht.»
Das Projekt läuft bis zur Wahl im September. Was danach kommt? Die Schülerinnen und Schüler wollen ein dauerhaftes Jugendgremium etablieren, das regelmäßig mit dem Stadtrat kommuniziert. Ein kraftvolles Signal aus Essen, wie demokratische Bildung gelingen kann – von jungen Menschen für junge Menschen.