In den eleganten Sälen des Élysée-Palastes trafen sich gestern deutsche und französische Minister zu ihren jährlichen Beratungen. Die Atmosphäre war spürbar entspannter als noch vor einem Jahr, als unterschiedliche Positionen zur Energiekrise und Verteidigungspolitik die deutsch-französische Freundschaft belasteten. Während meiner früheren Berichterstattung aus Osteuropa habe ich oft erlebt, wie wichtig stabile bilaterale Beziehungen in Krisenzeiten sind – eine Erkenntnis, die angesichts der anhaltenden Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten besondere Bedeutung gewinnt.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen standen im Mittelpunkt der Gespräche. «Wir müssen Europas industrielle Wettbewerbsfähigkeit stärken, um in einer zunehmend fragmentierten Weltwirtschaft bestehen zu können», betonte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Konkret vereinbarten beide Seiten eine engere Zusammenarbeit bei kritischen Rohstoffen und der Energiewende. Die französische Wirtschaftsministerin Le Maire sprach von «strategischen Investitionen in Schlüsseltechnologien» – ein Echo der gemeinsamen Batterieprojekte, die 2019 initiiert wurden und nun erste Früchte tragen.
Bemerkenswert war die Einigkeit in Sicherheitsfragen. Die Verteidigungsminister beider Länder unterzeichneten ein Abkommen zur Intensivierung der militärischen Kooperation, das die gemeinsame Entwicklung eines Kampfflugzeugsystems (FCAS) voranbringen soll. Ein hochrangiger Diplomat, der anonym bleiben möchte, verriet mir: «Nach den Spannungen des letzten Jahres sehen wir jetzt einen pragmatischen Neuanfang.» Diese Annäherung erinnert an die Phase nach dem Fall der Berliner Mauer, als Deutschland und Frankreich trotz unterschiedlicher historischer Perspektiven gemeinsame europäische Lösungen fanden.
Doch hinter der zur Schau gestellten Einigkeit bleiben Fragen offen. Wie werden beide Länder auf die kommenden Europawahlen und mögliche politische Veränderungen reagieren? Und werden die vereinbarten Projekte wirklich ausreichend finanziert? Die deutsch-französische Achse mag keine Garantie für Europas Zukunft sein, aber sie bleibt ein unverzichtbarer Kompass in stürmischen Zeiten – sowohl für die Sicherheit des Kontinents als auch für das Wohlergehen seiner Bürger.