In Berlin ringt die Bundesregierung weiter mit der Suche nach einem neuen Chef für die Deutsche Bahn. Nachdem Richard Lutz seinen Rücktritt für 2025 angekündigt hat, zeigen zahlreiche hochkarätige Kandidaten wenig Interesse an dem Spitzenposten. Laut Insider-Informationen haben bereits mehrere Manager aus der deutschen Wirtschaft abgelehnt. Die Bahn kämpft derzeit mit 30 Milliarden Euro Schulden und einer Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr von nur 66 Prozent.
Besonders problematisch: Die Kombination aus politischer Einflussnahme und wirtschaftlichen Herausforderungen schreckt potenzielle Kandidaten ab. «Der Job ist ein Himmelfahrtskommando», verrät mir ein hochrangiger Manager, der anonym bleiben möchte. «Wer will schon für ein marodes Schienennetz, politische Querelen und öffentliche Kritik verantwortlich sein?»
Verkehrsminister Volker Wissing steht unter Druck, schnell eine Lösung zu finden. Als mögliche Kandidaten gelten noch Sigrid Nikutta, Bahnvorstand für Güterverkehr, und Alexander Doll, ehemaliger Finanzvorstand der Bahn. Auch Namen aus der Automobilindustrie wurden genannt.
In den Fluren des Berliner Hauptbahnhofs spreche ich mit Bahnmitarbeitern, die besorgt sind. «Wir brauchen endlich Kontinuität», sagt eine Zugbegleiterin. «Die ständigen Wechsel an der Spitze bringen doch keine Verbesserung für uns an der Basis.»
Die Führungskrise kommt zur Unzeit. Während das Schienennetz dringend saniert werden muss und Milliarden an Investitionen anstehen, fehlt es an klarer Führung. Für Bahnkunden könnte das bedeuten: Die Probleme mit Verspätungen und Zugausfällen werden uns noch lange begleiten. Die Frage bleibt: Wer traut sich an diesen Schleudersitz?