Die Zukunft der Deutschen Bahn liegt heute in den Händen des Aufsichtsrats. Das Kontrollgremium berät in Berlin über die umstrittene Ablösung von Bahnchef Richard Lutz durch den früheren Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Diese Personalie sorgt seit Tagen für heftige Debatten in Politik und Öffentlichkeit.
Der Wechsel an der Konzernspitze kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Die Bahn kämpft mit massiven Problemen: Unpünktlichkeit, marode Infrastruktur und ein Schuldenberg von rund 30 Milliarden Euro. Als ich letzte Woche am Hamburger Hauptbahnhof stand, war jeder zweite Fernzug verspätet – ein Bild, das für viele Deutsche leider Alltag geworden ist.
«Die Bahn braucht jetzt vor allem Kontinuität und Expertise», betont Verkehrsexperte Michael Donth (CDU) im Gespräch mit mir. Der plötzliche Führungswechsel könnte wichtige Reformprozesse gefährden. Besonders die geplante Trennung von Netz und Betrieb, ein Kernstück der Bahnreform, steht auf dem Spiel.
Nicht nur die Opposition kritisiert das Vorgehen. Auch aus den Reihen der Ampel-Koalition kommen skeptische Stimmen. «Ein parteipolitisch motivierter Wechsel schadet dem Unternehmen», warnt der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Stefan Gelbhaar.
Die Gewerkschaft EVG befürchtet Unruhe in der Belegschaft. Betriebsratschef Klaus-Dieter Hommel verweist auf die ohnehin angespannte Personalsituation: «Unsere Kolleginnen und Kollegen erwarten Stabilität statt politischer Spielchen.»
Die Entscheidung des Aufsichtsrats könnte weitreichende Folgen haben – nicht nur für die Bahn, sondern für die Verkehrswende in Deutschland insgesamt. Während in Baden-Württemberg bereits innovative Mobilitätskonzepte getestet werden, hinkt die Bahn bei der Digitalisierung hinterher. Ob ein Wechsel an der Spitze das ändern kann? Die Antwort darauf bleibt der Aufsichtsrat heute schuldig.