Deutschland im Schienenfieber: Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat heute in Berlin die umfangreichste Bahnreform seit Jahrzehnten vorgestellt. Mit einem Investitionspaket von 170 Milliarden Euro soll das marode Schienennetz deutschlandweit modernisiert werden. «Die Tage der Dauerverspätungen sollen ein Ende haben», sagte Wissing bei der Pressekonferenz im Verkehrsministerium.
Die Zahlen sprechen für sich: Im vergangenen Jahr waren nur 64 Prozent der Fernzüge pünktlich – der schlechteste Wert seit über 15 Jahren. Allein in Hamburg mussten Pendler durchschnittlich 430 Stunden pro Jahr mit Verspätungen leben. Das soll sich nun ändern.
«Wir werden die gesamte Infrastruktur grundlegend erneuern», erklärte Bahnvorstand Berthold Huber. Die Reform sieht vor, 40 Hauptstrecken bis 2030 komplett zu sanieren. Zuerst betroffen: die vielbefahrene Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim, die ab Juni für fünf Monate gesperrt wird.
Als ich letzten Monat mit Betroffenen in Stuttgart sprach, war die Frustration greifbar. «Mein Leben richtet sich nach den Verspätungsanzeigen», sagte mir eine Pendlerin. Diese Erfahrungen sind kein Einzelfall – und genau hier setzt die Reform an.
Neu ist auch die Infrastrukturgesellschaft «InfraGO«, die künftig unabhängig vom Konzern agieren soll. Kritiker wie der Bundesrechnungshof bezweifeln jedoch, ob das Geld effizient eingesetzt wird. «Mehr Mittel allein lösen nicht die strukturellen Probleme», warnt Verkehrsexperte Christian Böttger.
Die Mammutaufgabe bleibt: Kann Deutschland seine Bahn wirklich pünktlicher machen? Während die Politik große Versprechungen macht, stehen Millionen Bahnreisende weiter am Gleis – und warten.