Wie Gesa Ruppert die Laufwelt überraschte: Der stille Rekord aus Tübingen
Es klingt fast unglaublich: Eine 24-jährige Physiotherapie-Studentin aus Tübingen hat am Wochenende in Doha die deutsche Leichtathletik-Szene aufgemischt. Gesa Ruppert pulverisierte beim Diamond League Meeting den 25 Jahre alten deutschen Rekord über 3000 Meter Hindernis und katapultierte sich damit in die europäische Spitzenklasse. Mit 8:57,43 Minuten unterbot sie die alte Bestmarke um mehr als vier Sekunden – und das quasi aus dem Nichts.
«Ich konnte es selbst kaum glauben, als ich die Zeit gesehen habe», erzählte Ruppert nach ihrem Coup. «In den letzten Monaten habe ich mein Training komplett umgestellt und auf neue Höhentrainingsprotokolle gesetzt, aber dass es gleich so gut läuft, war nicht abzusehen.» Die Tübingerin hatte sich bisher eher unter dem Radar entwickelt, trainiert abseits der großen Leistungszentren mit ihrem langjährigen Coach Peter Schröder. Statt hochmoderner Sportlabore nutzt sie die Neckarwiesen und den Schönbuch als Trainingsgelände.
Das Besondere an Rupperts Leistung ist nicht nur die Zeit, sondern auch die Art und Weise: Während viele Spitzenläuferinnen auf Carbonschuhe und digitale Trainingssteuerung setzen, schwört die Schwäbin auf minimalistisches Equipment und ein fast altmodisch anmutendes Trainingstagebuch aus Papier. «Die Technologie kann hilfreich sein, aber letztlich geht es darum, auf den eigenen Körper zu hören», sagt Ruppert. Dennoch: Ihr Rekordlauf wurde mit modernster Technik vermessen – 85 Schritte pro Minute, ein nahezu perfekter Rhythmus bei den Hindernissen.
Was bedeutet dieser Durchbruch für den deutschen Laufsport? Könnte hier ein neues Kapitel beginnen, in dem Einzeltalente auch ohne die geballte Technologie der Leistungszentren internationale Maßstäbe setzen? Gesa Ruppert jedenfalls hat gezeigt, dass manchmal das perfekte Zusammenspiel aus traditionellem Training, modernem Wissen und dem richtigen Moment ausreicht, um Geschichte zu schreiben. In Tübingen dürften die Laufschuhe jetzt jedenfalls häufiger geschnürt werden.