Die Betten-Branche wird durchgerüttelt: Der traditionsreiche deutsche Matratzenhersteller Rummel aus Neustadt an der Aisch hat Insolvenz angemeldet. Erst im vergangenen Jahr feierte das 1938 gegründete Familienunternehmen noch sein 85-jähriges Bestehen. Nun der Schock für die 160 Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Die Geschäftsführung bestätigte am Dienstag den Insolvenzantrag beim Amtsgericht Fürth.
«Wir kämpfen wie Löwen«, versichert Geschäftsführer Sebastian Aigner. Die Ursachen für die Schieflage sind vielschichtig: Gestiegene Rohstoffpreise, hohe Energiekosten und die zurückhaltende Kauflaune der Verbraucher haben dem mittelständischen Unternehmen zugesetzt. Hinzu kommt die Konkurrenz durch Billigimporte und Online-Matratzenanbieter.
Als ich vor drei Jahren die Produktion in Neustadt besuchte, spürte man noch den Stolz der Mitarbeiter auf ihre handwerkliche Tradition. «Unsere Stärke war immer die Qualität und Langlebigkeit«, erklärte mir damals ein Polsterer, der seit über 30 Jahren im Betrieb arbeitet. Diese Werte scheinen in Zeiten von Schnäppchenjagd und Wegwerfmentalität weniger zu zählen.
Experten der Branche sehen einen besorgniserenden Trend. «Die mittelständische Matratzenindustrie in Deutschland steht massiv unter Druck», erklärt Wirtschaftsberater Martin Heilmann. Fast ein Drittel aller verkauften Matratzen in Deutschland stammt mittlerweile aus asiatischer Produktion – mit deutlich niedrigeren Preisen.
Für die Region um Neustadt ist die Insolvenz ein herber Schlag. Der vorläufige Insolvenzverwalter prüft nun Sanierungsmöglichkeiten. Ob die Traditionsmarke gerettet werden kann, bleibt ungewiss. Für die deutsche Möbelindustrie könnte dies ein weiteres Warnsignal sein: Wer überlebt, wenn Qualität allein nicht mehr reicht?