Die deutsche Wirtschaft hat im Mai einen besorgniserregenden Rückgang erlebt. Laut aktuellen Daten von S&P Global ist der Einkaufsmanagerindex für den deutschen Servicesektor deutlich von 53,2 auf 49,9 Punkte gefallen. Damit rutschte er erstmals seit Januar unter die kritische 50-Punkte-Marke, die Wachstum von Schrumpfung trennt. Bei meinen Gesprächen mit mittelständischen Unternehmern in Düsseldorf spüre ich zunehmend eine angespannte Stimmung.
«Die Dienstleistungsbranche ist unsere letzte Wachstumshoffnung gewesen, nachdem die Industrie bereits seit Monaten schwächelt», erklärt Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. «Dieser Einbruch könnte ein Vorbote für eine breitere Wirtschaftsschwäche sein.» Der gesamte Einkaufsmanagerindex, der Dienstleistungen und verarbeitendes Gewerbe umfasst, fiel auf 49,0 Punkte – den niedrigsten Wert seit vier Monaten.
Besonders alarmierend: Die Neuaufträge im Servicesektor sind zum ersten Mal seit Januar rückläufig. Viele Unternehmen berichten von Zurückhaltung bei ihren Kunden. Ich erinnere mich an ähnliche Warnsignale kurz vor der Finanzkrise 2008, auch wenn die Situation heute andere Ursachen hat. Damals wie heute reagierten Unternehmen mit Kosteneinsparungen – heute werden besonders Neueinstellungen ausgebremst.
Die schwache Konjunktur hat immerhin eine positive Nebenwirkung: Der Preisdruck lässt nach. Für Verbraucher könnte das mittelfristig Entlastung bedeuten. Doch der wirtschaftliche Abwärtstrend stellt die Bundesregierung vor große Herausforderungen. Werden wir uns an ein dauerhaftes Wachstumsdefizit gewöhnen müssen, oder kann Deutschland seinen wirtschaftlichen Motor wieder auf Touren bringen?