In Deutschland herrscht wirtschaftliche Flaute, während die anderen G7-Staaten solides Wachstum verzeichnen. Aktuelle Zahlen des Internationalen Währungsfonds zeigen: Unsere Wirtschaft wird 2024 voraussichtlich nur um magere 0,2 Prozent wachsen – der niedrigste Wert unter allen führenden Industrieländern. Die USA hingegen steuern auf 2,7 Prozent zu, Kanada auf 1,2 Prozent.
Vor meinem Bürofenster in Düsseldorf sehe ich täglich die Folgen dieser Entwicklung. Wo früher Baukräne das Stadtbild prägten, herrscht nun oft Stillstand. «Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Strukturkrise«, erklärt Prof. Martin Werding vom Sachverständigenrat. «Es geht nicht nur um konjunkturelle Schwäche, sondern um grundlegende Probleme wie Bürokratie, Fachkräftemangel und Energiekosten.»
Besonders die Industrie, seit Jahrzehnten unser wirtschaftliches Rückgrat, schwächelt erheblich. Chemiekonzerne verlegen Produktionen ins Ausland, Automobilhersteller kämpfen mit der Transformation. «Wir verlieren an Wettbewerbsfähigkeit«, warnt DIHK-Präsident Peter Adrian. «Jeder fünfte Industriebetrieb plant mittlerweile, Teile seiner Produktion ins Ausland zu verlagern.»
Die Zahlen werfen grundsätzliche Fragen auf: Ist unser Wirtschaftsmodell noch zukunftsfähig? Brauchen wir eine neue Industriepolitik? Oder müssen wir akzeptieren, dass Deutschland nicht mehr die Wachstumsraten früherer Jahre erreichen wird? Die Antworten darauf werden unseren Wohlstand in den kommenden Jahrzehnten entscheidend prägen.