Die deutsche Wirtschaft steckt im Sumpf. Unter allen G7-Ländern ist Deutschland das einzige, dessen Wirtschaft im Jahresvergleich geschrumpft ist – um 0,3 Prozent. Gleichzeitig legten die USA um 3,1 Prozent zu, Italien um 0,9 Prozent und selbst Japan, das lange mit Stagnation kämpfte, schaffte ein Plus von 0,4 Prozent. Diese Zahlen stammen aus aktuellen Berechnungen der OECD und zeichnen ein ernüchterndes Bild.
Experten sehen mehrere Gründe für Deutschlands Schwäche. «Wir haben einen toxischen Mix aus hohen Energiekosten, überbordender Bürokratie und demografischem Wandel», erklärt Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Berlin. Besonders die energieintensive Industrie leidet unter Kostendruck, während der Fachkräftemangel Wachstumspotenziale begrenzt.
Die Stimmung in den Unternehmen spiegelt diese Probleme wider. Der Ifo-Geschäftsklimaindex verharrt auf niedrigem Niveau, besonders im Mittelstand herrscht Investitionszurückhaltung. Bei meinen Gesprächen mit Unternehmern im Rheinland höre ich immer wieder: «Wir verschieben Investitionen, bis wieder Planungssicherheit herrscht.»
Gleichzeitig trifft die Konjunkturschwäche auf eine politische Krise. Die Ampel-Koalition streitet über den richtigen Weg: Während die FDP auf Steuersenkungen und Bürokratieabbau drängt, fordert die SPD mehr staatliche Investitionen. Die Grünen betonen derweil die Chancen der ökologischen Transformation.
Für Verbraucher bedeutet die wirtschaftliche Flaute zunächst wenig Entlastung bei den Preisen. Die Inflation ist zwar gesunken, aber die Kaufkraft vieler Haushalte bleibt geschwächt. «Die Menschen spüren die Krise im Alltag», beobachtet Verbraucherschützerin Ramona Ballod.
Die Frage ist nun: Kann Deutschland die Trendwende schaffen? Einige Wirtschaftsforscher erwarten für 2025 eine leichte Erholung. Entscheidend wird sein, ob die Politik den Mut zu echten Reformen findet – und ob Unternehmen trotz globaler Unsicherheiten wieder mehr investieren. Deutschland braucht einen neuen wirtschaftspolitischen Konsens, sonst droht der dauerhafte Abstieg in der Liga der führenden Industrienationen.