Die deutsche Wirtschaft steckt in der Klemme. Unter den sieben großen Industrienationen (G7) bildet Deutschland beim Wirtschaftswachstum das absolute Schlusslicht. Während andere Länder im Jahresvergleich zulegen konnten, schrumpfte unsere Wirtschaft um 0,3 Prozent. Besonders bitter: Selbst Japan und Italien, früher oft als wirtschaftliche Sorgenländer bezeichnet, schneiden besser ab.
In den Düsseldorfer Unternehmerkreisen, wo ich regelmäßig verkehre, herrscht spürbare Nervosität. Die Gründe für die deutsche Misere sind vielschichtig: Die energieintensive Industrie leidet unter hohen Strompreisen, bürokratische Hürden erschweren Investitionen, und der Fachkräftemangel verschärft sich zunehmend.
«Deutschland erlebt gerade einen perfekten Sturm aus strukturellen Problemen und aktuellen Krisen«, erklärt Wirtschaftsprofessorin Claudia Weber von der Universität Köln. Tatsächlich haben wir seit der Finanzkrise 2008 zu wenig in unsere Infrastruktur investiert – ein Fehler, der sich jetzt rächt.
Bemerkenswert ist der Kontrast zu den USA, die ein Wachstum von 2,5 Prozent verzeichnen. Dort haben massive staatliche Investitionsprogramme und eine pragmatischere Wirtschaftspolitik für Auftrieb gesorgt. In meinen 15 Jahren als Wirtschaftsjournalist habe ich selten eine solche Divergenz zwischen transatlantischen Partnern beobachtet.
Die Bundesregierung steht nun vor schwierigen Entscheidungen. Wirtschaftsminister Habeck spricht von einer «notwendigen Modernisierungsoffensive», doch konkrete Maßnahmen bleiben vage. Für Bürgerinnen und Bürger bedeutet die Wachstumsschwäche mittelfristig weniger Jobsicherheit und steigende Belastungen für die Sozialsysteme.
Was Deutschland jetzt braucht, ist kein Klein-Klein, sondern ein mutiger Kurswechsel bei Energiekosten, Digitalisierung und Bürokratieabbau. Die Frage ist nicht, ob wir uns Reformen leisten können, sondern ob wir es uns leisten können, sie weiter aufzuschieben.