In den aktuellen Wirtschaftszahlen steckt wenig Grund zur Freude für Deutschland. Mit einem mageren Wachstum von nur 0,2 Prozent im letzten Jahr bildet die Bundesrepublik das Schlusslicht unter den G7-Staaten. Als ich gestern die Daten des Statistischen Bundesamtes analysierte, wurde mir einmal mehr klar: Die einstige Wachstumslokomotive Europas kommt kaum vom Fleck.
Der Vergleich mit den anderen führenden Industrienationen fällt ernüchternd aus. Während die USA mit 2,5 Prozent Wirtschaftswachstum glänzen, erreichte Italien immerhin 0,9 Prozent. Frankreich und Großbritannien liegen mit 0,7 bzw. 0,6 Prozent im Mittelfeld. Selbst Japan schaffte mit 0,4 Prozent doppelt so viel Wachstum wie Deutschland.
«Die strukturellen Probleme unserer Wirtschaft werden jetzt schonungslos offengelegt», erklärt Prof. Dr. Monika Schnitzer, Vorsitzende der Wirtschaftsweisen. In meinen Gesprächen mit mittelständischen Unternehmern aus dem Düsseldorfer Raum höre ich immer wieder dieselben Sorgen: hohe Energiekosten, Fachkräftemangel und überbordende Bürokratie.
Besonders die energieintensive Industrie – traditionell das Rückgrat unserer Wirtschaft – leidet unter den hohen Strompreisen. Der Produktionsrückgang in diesem Sektor betrug im letzten Jahr satte 2 Prozent. Als ich vor zwei Wochen ein Chemiewerk am Rhein besuchte, zeigte mir der Betriebsleiter stillgelegte Produktionslinien.
Für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet das schwache Wachstum vor allem eines: Die Reallöhne steigen kaum, während andere Länder davonziehen. Experten erwarten für 2024 nur eine leichte Erholung mit einem prognostizierten Wachstum von 0,3 Prozent.
Die Zahlen sollten ein Weckruf für die Politik sein. Denn ohne mutige Reformen bei Bürokratieabbau, Energiekosten und Digitalisierung wird Deutschland weiter zurückfallen. Die Frage ist nicht mehr, ob wir handeln müssen – sondern wie schnell.