Die Preisdebatte um das Deutschlandticket spaltet Politik und Verbraucher gleichermaßen. Für 49 Euro monatlich können Fahrgäste seit Mai 2023 bundesweit den Nahverkehr nutzen. Doch während über 11 Millionen Menschen das Angebot bereits nutzen, droht zum Jahreswechsel eine Preiserhöhung. Die Verkehrsministerkonferenz berät morgen über die Zukunft des Tickets.
In meinen Gesprächen mit Pendlern am Münchner Hauptbahnhof wird die Unsicherheit deutlich spürbar. «Ich spare mit dem Ticket monatlich fast 100 Euro», erzählt mir Claudia Becker, die täglich von Dachau nach München pendelt. «Bei 59 Euro würde ich es mir nochmal überlegen, bei 69 Euro steige ich wieder aufs Auto um.»
Die Finanzierung steht auf wackligen Beinen. Bund und Länder teilen sich bisher die jährlichen Kosten von drei Milliarden Euro. Doch Verkehrsverbünde melden bereits ein Defizit von 400 Millionen Euro für 2024. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) fordert mehr Bundesmittel: «Die Finanzierung muss langfristig gesichert sein, sonst verlieren wir die Akzeptanz der Bürger.»
Eine aktuelle Forsa-Umfrage zeigt: Bei einem Preis über 60 Euro würden rund 40 Prozent der Nutzer aussteigen. Besonders in ländlichen Gebieten Baden-Württembergs, wo ich früher berichtete, wäre die Schmerzgrenze schnell erreicht. Der Verkehrsexperte Andreas Schmidt vom VCD sieht darin ein Dilemma: «Ein höherer Preis könnte die Klimaziele gefährden, aber ohne Preisanpassung fehlt das Geld für den Ausbau des ÖPNV.»
Was als Erfolgsmodell begann, steht nun am Scheideweg. Die morgige Entscheidung wird zeigen, ob das Deutschlandticket ein dauerhaftes Instrument der Verkehrswende bleibt oder zum politischen Streitfall verkommt. Für Millionen Pendler hängt daran mehr als nur der Preis einer Fahrkarte.