Die Behörde der Zukunft entsteht jetzt in Dresden. Als eine von nur drei Städten bundesweit testet die sächsische Landeshauptstadt, wie Verwaltungsdienste vollständig digital angeboten werden können. Das Pilotprojekt «Einer-für-alle»-Dienste soll zeigen, wie Bürger künftig Behördengänge komplett online erledigen können – von der Anmeldung bis zur Bearbeitung.
Was in anderen europäischen Ländern längst Alltag ist, bleibt in Deutschland oft noch Zukunftsmusik. Die Dresdner Digitalisierungsbeauftragte Sylvia Mayer erklärt: «Wir wollen Vorreiter sein und zeigen, dass digitale Verwaltung in Deutschland funktionieren kann. Die Menschen erwarten zu Recht, dass sie Behördendienste so einfach nutzen können wie Online-Shopping.»
Konkret geht es um fünf Pilotprojekte, darunter die digitale Beantragung von Wohngeld und die Online-Anmeldung eines Gewerbes. Gemeinsam mit Hannover und Nürnberg entwickelt Dresden die Anwendungen, die später allen Kommunen zur Verfügung stehen sollen.
Die technischen Hürden sind beträchtlich. «Das größte Problem ist die Authentifizierung«, sagt IT-Experte Thomas Richter vom Fraunhofer-Institut. «Die Menschen brauchen sichere digitale Identitäten, um sich auszuweisen.» Die Lösung könnte der neue Personalausweis mit aktivierter Online-Funktion sein.
Seit meinen Anfängen als Journalistin in Baden-Württemberg beobachte ich, wie Deutschland bei der Digitalisierung hinterherhinkt. In Skandinavien oder Estland sind digitale Behördengänge längst selbstverständlich. Dass nun ausgerechnet Dresden diesen Schritt wagt, zeigt das Potenzial der ostdeutschen Digitalisierungslandschaft.
Das Projekt ist mit 40 Millionen Euro aus Bundesmitteln finanziert. Bis Ende 2025 sollen erste Ergebnisse vorliegen. Dann wird sich zeigen, ob Deutschland den digitalen Anschluss findet oder weiter im Papierdschungel versinkt. Die Frage ist nicht, ob wir digitale Verwaltung brauchen – sondern wie schnell wir sie bekommen.