Die Neuerungen im Busnetz überfordern viele ältere Dortmunder. Seit dem 1. Januar hat DSW21 zahlreiche Buslinien umgestellt, neue Routen eingeführt und alte abgeschafft. Während die Verkehrsbetriebe von einer «zukunftsfähigen Anpassung» sprechen, stehen Seniorinnen und Senioren oft ratlos an den Haltestellen.
Ursula Beckmann (78) aus Brackel steht am Markt und findet ihren gewohnten Bus nicht mehr. «Seit 15 Jahren fahre ich jeden Dienstag zum Kaffeetrinken ins Seniorenzentrum. Jetzt heißt meine Linie plötzlich anders und fährt eine andere Route.» Sie ist nicht allein mit ihrer Verwirrung. An der Mobilitätszentrale am Hauptbahnhof bilden sich täglich lange Schlangen von Ratsuchenden.
Die Umstellung betrifft fast das gesamte Stadtgebiet. 16 Linien wurden neu konzipiert, 12 umbenannt. DSW21-Sprecher Frank Meyer verteidigt die Maßnahmen: «Wir haben vor der Umstellung über 50 Informationsveranstaltungen durchgeführt. Die Optimierung war notwendig, um Dortmund zukunftsfähig zu machen.«
Doch für viele Betroffene reicht das nicht. Der Seniorenbeirat der Stadt hat inzwischen eine Hilfehotline eingerichtet. «Die digitalen Informationsangebote sind keine Lösung für ältere Menschen ohne Smartphone», erklärt Beiratsvorsitzende Margarete Weber. «Wir brauchen mehr persönliche Unterstützung vor Ort.«
Bei meinem Besuch in der Nordstadt treffe ich Helfer des Sozialverbands, die an den Haltestellen Orientierung bieten. Eine berührende Szene: Eine junge Schülerin erklärt einer 84-jährigen Dame geduldig das neue System.
Die Stadt hat reagiert und zusätzliche «Mobilitätslotsen» eingesetzt. In den kommenden Wochen sollen sie an neuralgischen Punkten Hilfestellung leisten. Ob das reicht? In einer alternden Gesellschaft braucht es bei solchen Umstellungen mehr als nur neue Busse und optimierte Taktungen – es braucht vor allem eins: Verständnis für diejenigen, die nicht so schnell mitkommen können.