In der zunehmend datengetriebenen Welt des Fußballgeschäfts erleben wir gerade ein faszinierendes Beispiel für moderne Transferverhandlungen. Zum dritten Mal hat Borussia Dortmund ein Angebot des FC Chelsea für Offensivtalent Jamie Gittens abgelehnt – diesmal sollen die Londoner satte 40 Millionen Euro plus Bonuszahlungen geboten haben.
Was hier stattfindet, ist ein digitales Pokerspiel, bei dem Algorithmen und Datenanalysen längst die Oberhand gewonnen haben. «Die Vereine nutzen heute komplexe KI-Modelle, um den tatsächlichen Marktwert eines Spielers zu ermitteln», erklärt Transfermarktexperte Michael Reschke. «Chelsea hat vermutlich eine Kostenobergrenze auf Basis ihrer Algorithmen festgelegt, während Dortmund die Datenlage ganz anders interpretiert.»
Besonders spannend: Gittens ist erst 20 Jahre alt und hat nur 35 Bundesligaspiele absolviert. Dennoch wird sein Potenzial von Scouts-Systemen als außergewöhnlich eingestuft. Die Big-Data-Plattformen der Vereine analysieren heute tausende Parameter – von Laufwegen und Passgenauigkeit bis hin zu sozialen Medien und Vermarktungspotenzial in verschiedenen Märkten.
Als ich mir letzte Saison Gittens› Spielweise angesehen habe, fielen besonders seine Beschleunigungswerte auf. Daten, die früher nur Insider kannten, sind heute Teil des öffentlichen Diskurses geworden. Fans diskutieren auf Twitter über Expected Goals und Pressingsysteme, während die Vereine im Hintergrund digitale Zwillinge ihrer Spieler erstellen.
Wohin führt uns diese Entwicklung? Werden Fußballer bald nur noch als Datenpakete gehandelt, deren Wert sich algorithmisch berechnen lässt? Oder bleibt am Ende doch das Bauchgefühl entscheidend – wie es der BVB gerade demonstriert, indem er auf den potenziellen Durchbruch eines Talents setzt, statt die schnelle Kasse zu machen?