Die Ämterkrise in Dortmund spitzt sich zu. Seit Monaten klagen Bürgerinnen und Bürger über lange Wartezeiten, ausgefallene Termine und geschlossene Schalter in den städtischen Behörden. Eine aktuelle Umfrage des Stadtanzeigers zeigt: 78 Prozent der Dortmunder sind unzufrieden mit den Dienstleistungen ihrer Verwaltung. Besonders betroffen: das Bürgeramt, das Standesamt und die Kfz-Zulassungsstelle.
«Es ist ein Trauerspiel», sagt Michael Weber, der vier Wochen auf seinen neuen Personalausweis warten musste. «Früher ging man hin und kam mit dem Dokument wieder raus. Heute braucht man Geduld und starke Nerven.» Die Stadt verweist auf Personalmangel und die Nachwirkungen der Pandemie. Oberbürgermeister Thomas Westphal räumt Probleme ein: «Wir arbeiten mit Hochdruck an Lösungen, aber der Fachkräftemangel trifft uns hart.»
In meinen fast zwanzig Jahren als Journalistin habe ich selten eine solche Kluft zwischen Bürgererwartungen und Verwaltungsrealität erlebt. Während meiner Recherche traf ich auf verzweifelte Bürger, die ihren Umzug nicht anmelden konnten oder deren Auto wochenlang ohne Zulassung blieb.
Der Personalrat der Stadt kritisiert nun die öffentlichen Beschwerden: «Die ständige Kritik demotiviert unsere verbliebenen Mitarbeiter zusätzlich.» Ein Teufelskreis, wie Verwaltungsexperte Dr. Frank Lehmann von der TU Dortmund bestätigt: «Wenn die Arbeitsbedingungen als schlecht wahrgenommen werden, verschärft das den Personalmangel weiter.»
Die Stadt hat jetzt einen Notfallplan vorgelegt: Digitalisierungsoffensive, flexible Öffnungszeiten und 15 neue Stellen sollen die Situation verbessern. Ob das reicht? Die Dortmunder bleiben skeptisch – und fragen sich, warum andere Städte im Ruhrgebiet ihre Verwaltung besser im Griff haben.