Die Dortmunder Innenstadt steht vor massiven Herausforderungen. Apothekerin Gisela Ausbüttel kämpft seit Jahren gegen die wachsende Drogenszene und zunehmende Kriminalität rund um ihren Betrieb am Brüderweg. «Manche Kunden trauen sich nicht mehr in die Innenstadt», berichtet die 68-Jährige, die ihre Apotheke seit 29 Jahren führt.
Täglich beobachtet Ausbüttel Drogendealer und -konsumenten vor ihrer Tür. Die Polizeistatistik bestätigt den Eindruck: 2023 wurden im Stadtbezirk Innenstadt-Ost 663 Drogendelikte registriert – ein Anstieg um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Lage hat sich so zugespitzt, dass die Apothekerin mittlerweile einen Sicherheitsdienst engagiert hat.
«Wir haben es mit komplexen sozialen Problemen zu tun», erklärt Klaus Rückert vom städtischen Ordnungsamt. Die Drogenhilfe bietet zwar Anlaufstellen für Suchtkranke, doch die Kapazitäten reichen nicht aus. In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich ähnliche Entwicklungen in vielen deutschen Städten beobachtet – doch selten mit solcher Vehemenz wie aktuell in Dortmund.
Besonders besorgniserregend: Immer mehr junge Menschen zwischen 14 und 18 Jahren werden Teil der Szene. Die Stadt hat nun ein Maßnahmenpaket angekündigt. «Wir brauchen einen Mix aus Prävention und Kontrolle«, betont Sozialdezernentin Birgit Zoerner. Für Gisela Ausbüttel bleibt die Frage: «Will ich meinen Lebensabend wirklich damit verbringen, gegen Windmühlen zu kämpfen?»
Die Problematik zeigt beispielhaft, wie schnell öffentliche Räume kippen können. Doch trotz aller Schwierigkeiten bleiben Menschen wie Ausbüttel, die nicht aufgeben. «Irgendwer muss ja standhaft bleiben», sagt sie mit einem müden Lächeln. Die Lösung wird vermutlich nicht allein von der Stadt kommen können. Was würde passieren, wenn mehr Anwohner und Gewerbetreibende sich zusammentäten?