Die Lufthoheit über Bayerns größtem Flughafen wurde gestern Abend unfreiwillig abgegeben. Eine oder mehrere Drohnen legten den Betrieb am Münchner Flughafen für fast zwei Stunden lahm. Das Ergebnis: 20 gestrichene Flüge, umgeleitete Maschinen und hunderte gestrandete Passagiere. Erst gegen 21 Uhr konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden.
Als Journalistin, die regelmäßig zwischen Hamburg und München pendelt, erlebe ich immer häufiger solche Vorfälle. Die Bundespolizei bestätigte, dass zwischen 19:03 und 20:45 Uhr mehrfach unbemannte Flugobjekte im Flughafenbereich gesichtet wurden. «Wir nehmen solche Vorgänge äußerst ernst«, erklärte ein Sprecher der Bundespolizei. Der Flugverkehr musste komplett eingestellt werden.
Die Konsequenzen waren sofort zu spüren. Während ich am Terminal stand, sah ich die Anzeigetafeln immer röter werden – das universelle Zeichen für «gestrichen«. Besonders betroffen: innerdeutsche Verbindungen und Flüge ins nahe europäische Ausland. Für viele Reisende bedeutete das: Übernachtung in München statt Ankunft am Zielort.
«Das ist mittlerweile die dritte Drohnenstörung an einem deutschen Großflughafen in diesem Jahr«, bestätigte mir ein Luftfahrtexperte vor Ort. Die Dunkelziffer sei vermutlich höher. Die Gefahr durch Drohnen wird unterschätzt: Bei einer Kollision mit einem Flugzeug könnten schwerwiegende Schäden entstehen.
Die Fahndung nach dem Drohnenpiloten läuft auf Hochtouren. Doch die Erfahrung zeigt: Die Täter werden selten gefasst. Dabei drohen ihnen bis zu zehn Jahre Haft wegen gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr. Höchste Zeit für bessere Drohnenabwehrsysteme – denn der nächste Zwischenfall kommt bestimmt.