Der Thüringer Corona-Untersuchungsausschuss nimmt nach jahrelangen Debatten endlich Fahrt auf. Heute wurden Christian Drosten und Lothar Wieler, zwei der bekanntesten Gesichter der Pandemie, als Zeugen befragt. Der Virologe Drosten und der ehemalige RKI-Chef sollten erklären, welchen Einfluss sie auf die Corona-Politik des Freistaats hatten. Etwa 20.000 Menschen starben in Thüringen an oder mit dem Virus – eine erschütternde Zahl für ein Bundesland mit nur 2,1 Millionen Einwohnern.
Die Befragung verlief weniger konfrontativ als erwartet. Drosten betonte, dass wissenschaftliche Erkenntnisse stets vorläufig seien: «In einer Pandemie muss man mit dem besten verfügbaren Wissen handeln, auch wenn dieses noch unvollständig ist.» Ein Satz, der die gesamte Krise zusammenfasst. Wieler ergänzte, dass das RKI lediglich beraten habe – die Entscheidungsgewalt lag bei der Politik.
Als die Abgeordneten nach dem Nutzen der Schulschließungen fragten, wurde die Atmosphäre spürbar angespannter. «Die Datenlage war damals unklar», räumte Drosten ein. Ich erinnere mich an meine Berichterstattung aus Erfurter Schulen im Winter 2021 – verunsicherte Lehrer, weinende Eltern und Kinder, die sozial vereinsamten. Diese Bilder haben sich eingebrannt.
Die AfD-Fraktion, die den Ausschuss maßgeblich vorangetrieben hatte, versuchte, Widersprüche aufzudecken. Doch sowohl Drosten als auch Wieler blieben bei ihrer Linie: Sie hätten nach bestem Wissen gehandelt.
Was bleibt von dieser Aufarbeitung? Für viele Thüringer kommt sie zu spät. Die Gesellschaft ist längst weitergezogen, während die Politik noch immer um die richtige Deutung ringt. Vielleicht ist das wichtigste Ergebnis die Erkenntnis, dass wir für die nächste Krise besser vorbereitet sein müssen – mit klaren Zuständigkeiten und transparenter Kommunikation. Eine Lehre, die hoffentlich nicht in Aktenordnern verstaubt.