Im Norden herrscht E-Bike-Kluft: Während Schleswig-Holstein beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für elektrische Fahrräder bundesweit vorne mitspielt, hinkt Hamburg deutlich hinterher. Eine aktuelle Analyse des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) zeigt: Das Flächenland bietet 4,3 Ladestationen pro 100.000 Einwohner, die Hansestadt gerade einmal 1,4 – und landet damit auf dem vorletzten Platz im Bundesvergleich.
Mich überrascht dieses Gefälle. Seit Jahren beobachte ich in Hamburg ein wachsendes Interesse an E-Mobilität, besonders bei Pendlern und älteren Menschen. Die Zahlen erzählen jedoch eine andere Geschichte. «Gerade in urbanen Räumen mit vielen Pendlern wäre ein dichtes Netz an Lademöglichkeiten wichtig«, erklärt Sven Meyer vom ADFC Hamburg. Dabei sind die Ansprüche gar nicht hoch: «Oft reicht eine Steckdose und ein überdachter Platz.»
Schleswig-Holstein profitiert besonders vom Fahrradtourismus. In Küstenorten wie St. Peter-Ording und auf Fehmarn entstanden in den letzten Jahren zahlreiche Ladepunkte. Die Verkehrsministerin des Landes betont: «E-Bikes machen unsere ländlichen Regionen auch für Menschen erfahrbar, die längere Strecken sonst nicht bewältigen könnten.«
Die Hamburger Verkehrsbehörde verweist auf andere Schwerpunkte der Radverkehrsförderung. Doch der Nachholbedarf ist offensichtlich. Wie ich von Fahrradhändlern erfahre, wächst die Nachfrage nach E-Bikes in beiden Regionen stetig. Die Infrastruktur sollte folgen – besonders in einer Stadt, die sich Klimaneutralität auf die Fahnen geschrieben hat. Was nützt das modernste E-Bike, wenn der Akku leer ist?