In Berlin ragt seit Kurzem ein neues Wahrzeichen in den Himmel: Der Edge East Side Berlin am Ostbahnhof wurde offiziell eröffnet. Mit 140 Metern ist er das höchste Bürogebäude der Hauptstadt und überragt selbst den Fernsehturm am Alexanderplatz. Die Menschen in Berlin nennen den markanten Bau bereits liebevoll «Torre» – italienisch für Turm.
Der Glasturm mit seinen 35 Stockwerken verändert die Skyline Berlins deutlich. Für mich als Beobachterin der Stadtentwicklung ist besonders interessant, wie unterschiedlich die Reaktionen ausfallen. «Wir schaffen mit diesem Gebäude einen neuen Anziehungspunkt für Berlin», sagt Projektentwickler Coen van Oostrom. Der Niederländer betont die Nachhaltigkeit des Gebäudes: Solarzellen auf der Fassade, ein Regenwasserspeicher und modernste Energietechnik sollen den Betrieb klimafreundlich machen.
Die Geschichte des Projekts ist typisch Berlin. Der Bau startete 2019, wurde durch Corona verzögert und hat rund 400 Millionen Euro gekostet. Hauptmieter wird der Onlinehändler Amazon, der dort 3.500 Mitarbeiter unterbringen will. «Für uns ist der Standort ideal – zentral gelegen und perfekt an den öffentlichen Nahverkehr angebunden», erklärt Amazon-Sprecher Michael Braun.
Kritische Stimmen gibt es dennoch. Stadtplanerin Prof. Hildegard Weber von der TU Berlin sieht Probleme: «Solche Prestigebauten verändern das soziale Gefüge ganzer Viertel. Die Mieten im Umfeld steigen bereits spürbar.» Bei meinem letzten Besuch in Friedrichshain hörte ich ähnliche Sorgen von Anwohnern.
Berlin verändert sein Gesicht. Ob der «Torre» ein Symbol für die neue Hauptstadt oder ein weiterer Schritt zur Verdrängung wird, darüber werden die Berliner noch lange diskutieren. Für mich steht fest: Die Stadt braucht sowohl moderne Arbeitsplätze als auch bezahlbaren Wohnraum, um ihren besonderen Charakter zu bewahren.