In den Kinderabteilungen deutscher Krankenhäuser herrscht seit letzter Woche erhöhte Alarmbereitschaft. Ein neuer EHEC-Ausbruch hat bislang 27 Kinder ins Krankenhaus gebracht, sechs davon mit dem lebensgefährlichen hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS). Die Zahlen erinnern an die dramatische EHEC-Welle von 2011, die über 50 Todesopfer forderte. Doch diesmal trifft es vor allem die Kleinsten – 85% der Betroffenen sind unter zehn Jahre alt.
«Was wir jetzt sehen, unterscheidet sich deutlich vom Muster früherer Ausbrüche», erklärt Dr. Martina Kern vom Robert Koch-Institut. «Der aktuelle Erreger, EHEC O26, scheint eine besondere Affinität zu kindlichen Darmzellen zu haben.» Während 2011 hauptsächlich Erwachsene erkrankten, konzentrieren sich die Fälle nun auf Kitas und Grundschulen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern.
Die Symptome beginnen harmlos mit leichten Bauchschmerzen, entwickeln sich aber bei jedem vierten Kind zu blutigem Durchfall. Bei besonders schwerem Verlauf droht Nierenversagen. «Die ersten 48 Stunden sind entscheidend», betont Prof. Hannah Weiß von der Berliner Charité. «Eltern sollten bei anhaltendem Durchfall unbedingt einen Arzt aufsuchen.»
Als wahrscheinliche Infektionsquelle gilt Rohmilchkäse aus regionaler Produktion. Das Bundesamt für Verbraucherschutz hat bereits eine Rückrufaktion für Produkte der Marke «Landglück» eingeleitet. Doch die epidemiologische Untersuchung läuft noch. Experten vermuten eine Kontamination im Produktionsprozess, möglicherweise durch unsauberes Wasser.
Mir fällt auf, wie unterschiedlich die Behörden diesmal reagieren. 2011 herrschte wochenlang Verwirrung um die Infektionsquelle. Heute sind die Reaktionsketten schneller, die Kommunikation transparenter. Trotzdem bleibt die Frage: Reichen die aktuellen Hygienekontrollen bei kleinen Lebensmittelproduzenten aus? Die nächsten Tage werden zeigen, ob wir den Ausbruch eingrenzen können, bevor er sich auf weitere Bundesländer ausbreitet.