In dieser Woche besuchen 46 ehemalige jüdische Hamburgerinnen und Hamburger mit ihren Angehörigen die Hansestadt. Sie folgen einer Einladung des Senats, der seit 1960 regelmäßig Menschen, die vor den Nationalsozialisten fliehen mussten, in ihre alte Heimat zurückholt. Die Älteste unter ihnen ist 95 Jahre alt und wurde in Hamburg geboren.
Was mich bei diesen Besuchen immer wieder berührt: Die tiefe Verbindung, die viele trotz der erlittenen Verfolgung noch zu Hamburg spüren. «Ich bin in Eimsbüttel aufgewachsen und wollte unbedingt mein altes Haus wiedersehen», erzählt Ruth Cohen, die mit 11 Jahren nach England fliehen musste. Als sie vor ihrem früheren Zuhause stand, kamen die Erinnerungen zurück – nicht nur die schmerzhaften.
Bürgermeister Peter Tschentscher betont bei seinem Empfang im Rathaus: «Diese Begegnungen sind für Hamburg von unschätzbarem Wert. Sie helfen uns, die Erinnerung wachzuhalten und Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.» Das Besuchsprogramm umfasst neben persönlichen Stadtrundgängen auch Besuche an Gedenkorten und in Schulen.
Bei meiner Recherche in Hamburgs Stadtteilen fällt auf, wie lebendig jüdisches Leben heute wieder ist. Die Gemeinde wächst, neue Einrichtungen entstehen. Eine Entwicklung, die vor 80 Jahren unvorstellbar schien. Gleichzeitig nimmt auch hier der Antisemitismus wieder zu, wie mir Gemeindemitglieder berichten.
Die Zeitzeugen werden weniger. Umso wichtiger sind diese Begegnungen – als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Wie lange wird Hamburg noch die Möglichkeit haben, Menschen zu begrüßen, die den Holocaust überlebten? Diese Frage begleitet mich, während ich die Gäste beobachte, wie sie durch die Straßen ihrer Kindheit gehen.