Wer die Eintracht in den letzten Wochen beobachtet hat, rieb sich gestern verwundert die Augen. Nach einer Bundesliga-Phase, in der die Frankfurter eher wie verunsicherte Schuljungen auftraten, zeigten sie im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund plötzlich das Gesicht einer selbstbewussten Mannschaft. Ein 2:0-Erfolg, der nicht nur sportlich, sondern vor allem mental ein Ausrufezeichen setzt.
Der Auftritt im Signal Iduna Park wirkte wie eine digitale Transformation – als hätte jemand ein Software-Update für das Team installiert. Die Körpersprache, die taktische Disziplin, die Zweikampfführung – alles wirkte wie ausgewechselt. Trainer Dino Toppmöller, der zuletzt noch mit ansehen musste, wie seine Mannschaft in der Liga kaum wiederzuerkennen war, sprach nach dem Spiel von einer «mentalen Reife», die sein Team endlich gezeigt habe.
«Wir haben heute wie Riesen gespielt, nicht wie Zwerge», erklärte Kapitän Sebastian Rode nach dem Spiel. Eine Aussage, die das Kernproblem der letzten Wochen perfekt auf den Punkt bringt. Sportpsychologin Dr. Petra Jansen sieht im Gespräch mit mir einen klassischen Fall von Leistungsblockade: «Teams können in negative Spiralen geraten, wo jeder Fehler die Unsicherheit verstärkt. Ein unerwarteter Erfolg gegen einen starken Gegner kann wie ein Reset-Knopf wirken.»
Besonders beeindruckend war die Leistung von Omar Marmoush, der nicht nur ein Tor erzielte, sondern auch die gesamte BVB-Abwehr mit seiner Spielfreude vor Probleme stellte. Die Daten sprechen für sich: 11,2 Kilometer Laufleistung, eine Passquote von 87 Prozent und fünf gewonnene Zweikämpfe.
Bleibt die Frage, ob die Eintracht diesen mentalen Durchbruch auch in den Ligaalltag übertragen kann. Die nächsten Spiele werden zeigen, ob das Dortmund-Spiel ein einmaliger Ausreißer war oder ob sich tatsächlich etwas im digitalen Betriebssystem der Mannschaft grundlegend verändert hat. In Frankfurt hoffen sie jedenfalls, dass der Reset-Knopf dauerhaft gedrückt bleibt.