Die Debatte um ein Einwanderermuseum in der Hansestadt nimmt Fahrt auf. In einer Stadt, in der jeder dritte Einwohner Migrationshintergrund hat, fehlt bislang ein zentraler Ort, der diese Geschichte würdigt. Das Thema gewinnt angesichts aktueller gesellschaftlicher Spannungen besondere Bedeutung: Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung fühlen sich 64 Prozent der Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland nicht vollständig anerkannt.
Hamburg hat eine jahrhundertelange Tradition als Tor zur Welt. Über den Hafen kamen nicht nur Waren, sondern auch Menschen mit ihren Geschichten, Kulturen und Hoffnungen. Als ich vergangene Woche mit Geflüchteten aus Syrien im Schanzenviertel sprach, wurde mir wieder bewusst: Diese persönlichen Erfahrungen prägen unsere Stadt bis heute, bleiben aber oft unsichtbar.
«Ein Einwanderermuseum wäre ein starkes Signal der Anerkennung», erklärt Prof. Dr. Nora Schmidt vom Institut für Migrationsforschung. «Es geht um Identität, Teilhabe und das Sichtbarmachen von Lebenswegen, die unsere Stadtgesellschaft bereichert haben.»
Die Hamburger Kultursenatorin hat das Potenzial erkannt und prüft mögliche Standorte im Hafengebiet. Finanzierungsfragen bleiben offen. Dabei zeigen erfolgreiche Beispiele wie das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven, dass solche Institutionen sowohl kulturell als auch touristisch wertvoll sein können.
Kritiker bemängeln hingegen die Kosten in Zeiten knapper Kassen. «Wir brauchen das Geld für Integration heute, nicht für Geschichtsaufarbeitung», argumentiert der Oppositionsführer im Rathaus.
In einer Zeit, in der Polarisierung zunimmt, könnte ein solches Museum mehr sein als ein Gebäude mit Ausstellungen. Es wäre ein Ort der Begegnung, des Lernens und des gemeinsamen Erinnerns. Hamburg hat die Chance, mit einem Einwanderermuseum nicht nur seine Geschichte, sondern auch seine Zukunft als weltoffene Metropole zu gestalten. Mehr als ein Erinnerungsort: ein Kompass für das Zusammenleben von morgen.