Die Eisbachwelle im Englischen Garten ist versiegt – Münchens beliebteste Surf-Attraktion steht still. Seit gestern Nachmittag fließt kaum noch Wasser über die weltberühmte Welle, auf der sonst täglich Dutzende Surferinnen und Surfer ihre Künste zeigen. Die Ursache: Ein technischer Defekt an einem Wehr in der Nähe des Hauses der Kunst. Die Stadt hat umgehend ein Krisenteam einberufen.
«So etwas habe ich in meinen 15 Jahren als Eisbach-Surfer noch nie erlebt», sagt Michael Förster, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Eisbachwelle. Wo sonst das Rauschen des Wassers den Englischen Garten erfüllt, herrscht nun gespenstische Stille. Nur ein dünnes Rinnsal fließt über das Betonhindernis, das seit Jahrzehnten Surfer aus aller Welt anzieht.
Oberbürgermeister Dieter Reiter zeigt sich besorgt: «Die Eisbachwelle ist längst mehr als ein Freizeitspaß – sie ist ein Wahrzeichen unserer Stadt. Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung.»
Bei einem Ortsbesuch heute Vormittag konnte ich die Frustration der Schaulustigen spüren, die vergeblich auf Surfer warteten. Einige Touristen machten enttäuscht Fotos vom leeren Bachbett. Die Eisbachwelle, die jährlich rund 500.000 Besucher anzieht, ist nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich bedeutsam für München.
Die Stadtentwässerung hat bereits Taucher im Einsatz, die den Schaden untersuchen. Erste Erkenntnisse deuten auf einen Defekt an der Steuerungstechnik hin. Die Reparatur könnte laut Baureferat mehrere Tage dauern. Für die Surfer-Gemeinschaft eine gefühlte Ewigkeit.
Die Welle war in den letzten Jahren immer wieder Gegenstand von Diskussionen – wegen Sicherheitsbedenken oder Überfüllung. Nun zeigt ihr plötzliches Verschwinden, wie sehr sie zum Münchner Lebensgefühl gehört. Bleibt zu hoffen, dass das Rauschen bald zurückkehrt – denn ein stiller Eisbach ist für München wie ein Biergarten ohne Bier.